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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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KLEINE MITTEILUNGEN

Entwurf zu einem Glasfenster in farbigem Opalescentglas
von Maler Hans Christiansen, Paris.

nun die Provinzialverwaltung die Summe von 6000 Mark zu
Stipendien für die Kunstgewerbeschule zur Verfügung stellte,
ist ein gleiches von der Stadtverwaltung geschehen. Jedoch
besteht bei beiden Beschlüssen die Klausel, dass diese
Stipendien erst dann verwendet werden, wenn die Staats-
regierung den beabsichtigten Erweiterungsbau ausführt.
Kommen diese Stipendien zu ihrem Zwecke, dann ist die
Breslauer Kunstgewerbeschule eine der reichstdotirten in
dieser Art. c. Seh.

-u- Leipzig. Dem Jahresbericht des Vereins „Kunst-
gewerbe-Museum" für i8g6 zufolge wurde das Kunstgewerbe-
Museum im neuen Prachtbau des Orassi-Museums am 9. Fe-
bruar 1896 eröffnet. Dadurch konnten die Sammlungen,
welche jahrelang in gedrängter Häufung ein wenig beachtetes
Dasein geführt hatten, entfaltet und in der rechten Weise
nutzbar gemacht werden. Mit der Eröffnung des neuen
Heims ist die Mitgliederzahl des Vereins erheblich gestiegen.
Mit Hilfe einer lebhaften Agitation gelang es, dieselbe im
Laufe des Berichtsjahres bis auf 723 zu steigern. Das An-
fang 1897 erschienene Adressbuch weist 750 Mitglieder auf.
Das Interesse für die Vereinsbestrebungen wurde durch Ver-
anstaltung von Vorträgen und Sonderausstellungen zu fördern
gesucht. Fast das ganze Jahr standen zwei grosse Privat-
sammlungen dem Museum zur Verfügung. Herr Regierungs-
rat Dr. Demiani (Leipzig) stellte seine reiche Sammlung alter
Zinnarbeiten aus, deren besonderer Wert in der Vereinigung
der besten bekannten Werke des Edelzinngusses besteht.
Neben dieser Ausstellung verlieh dem Museum nicht geringe
Anziehungskraft die Majolikensammlung des Herrn Stadtrat
Richard Zschille in Grossenhain, die in der Erlesenheit der
Exemplare und in ihrer Mannigfaltigkeit einen vollständigen
Überblick über die italienische Fayencekunst gestattet. Mit

dem Beginn des Winterhalbjahrs sind kleinere wechselnde
Ausstellungen zahlreicher aufeinander gefolgt. Indem neuen
Hause forderte auch der Besitz des Museums eine durch-
greifende Neuordnung. Bis Ablauf des Jahres konnte noch
die Umordnung der keramischen Abteilung fertiggestellt
werden. Allenthalben wurde auf eine straffere Systematisi-
rung der Sammlungen Gewicht gelegt, die indessen noch
nicht in allen Teilen durchgeführt werden konnte. Der Be-
stand der Sammlungen wurde im Berichtsjahre durch Er-
werbungen sowohl wie durch Geschenke bedeutend vermehrt.
Ebenso wurde der Bibliothek, die bisher sehr hinter den
Sammlungen hatte zurücktreten müssen, in ihrem neuen
geräumigen Heim besondere Aufmerksamkeit gewidmet, wo-
durch die Besucherzahl gegen frühere Jahre bedeutend stieg.
Der von dem Verein unterhaltene Damenkursus entwickelte
auch in dem Berichtsjahre eine lebhafte Thätigkeit, die ihm
in den geräumigen und gut beleuchteten Atelierräumen des
neuen Heims wesentlich erleichtert wurde. Die Osteraus-
stellung legte ein sehr günstiges Zeugnis von seinem Streben
und Können ab.

MUSEEN

-u- Bremen. Nach dem Bericht über das Gewerbe-
museum für das Jahr 1896/97 hat sich die Behörde desselben
während des Berichtsjahres vorzugsweise mit der von ihr zur
Erweiterung der Anstalt beantragten Vergrösserung des Ge-
bäudes beschäftigt. Unter Genehmigung dieses Antrages
wurde zwar bereits in das Staatsbudget von 1896/97 eine erste
Baurate von 50000 M. eingesetzt. Wegen später erfolgter An-
regungen hinsichtlich einer besseren Verteilung der Räume
und der Rücksichtnahme auf eine dem vorhandenen Gebäude
entsprechende Fassade konnte jedoch dieser Betrag noch nicht
zur Verwendung gelangen, sondern die Behörde war zur
Prüfung und Begutachtung mehrfacher Abänderungspläne
veranlasst. Eine weitere Entscheidung über das auszuführende
Bauprojekt erfolgte sodann in der Bürgerschaftssitzung am
24. April 1897, womit auch, nach Zustimmung des Senats,
die erhöhten Baukosten für den Erweiterungsbau genehmigt
wurden. Die Behörde war ferner in der Lage, zum ersten
Male aus der Stiftung für Kunsthandwerker die Zinsen zu
bewilligen und satzungsgemäss Auftrag auf einen Gegenstand
zur Ausführung in einer in Bremen neuen kunstgewerblichen
Thätigkeit unter den angemeldeten Bewerbern zu erteilen.
Die Ausführung war während der jüngsten kunstgewerblichen
Weihnachtsausstellung im Gewerbehause ausgestellt und
wurde als satzungsgemässe Gegenleistung dem Museum zum
Eigentum überwiesen, wo sie bei dem künftigen Erweiterungs-
bau Verwendung finden wird. Die kunstgewerbliche Weih-
nachtsausstellung war Veranlassung, dass das Museum in
vermehrter Weise in Anspruch genommen wurde. Die Aus-
stellung verursachte nicht nur eine grössere Anzahl von
Auskünften, Ratschlägen und Zeichnungen, sondern auch die
persönliche Dienstleistung der Angestellten. Zur Hebung
der permanenten Ausstellung, welche seit Jahren nur schwache
Beteiligung fand, und deren Raum längst für Gegenstände
der Mustersammlung herangezogen werden musste, sind be-
sondere Anstrengungen nicht gemacht worden. Neben Teilen
der Mustersammlung wird hier eine ständige Ausstellung
der Arbeiten der Gipsformerei und Versuchsanstalt unter-
halten, sowie gelegentlich hervorragende Arbeiten des Bremer
Kunstgewerbes und einzelne auswärtige Erzeugnisse zur Aus-
stellung gebracht. Die Vereinigung des Zeichenbureaus mit
der Vorbildersammlung hat sich als besonders zweckmässig
 
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