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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,1.1909

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1909)
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Herter, Hans: Universität, Bildung und Studium
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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Schiller und die ästhetische Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.8818#0280
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berufenen Führern der Iugend gehört werden. Das wird um so
eher geschehen, um so mehr Widerhall er in den weitesten Kreisen
des deutschen Volkes findet. Mögen diese Zeilen das ihrige dazu
beitragen! Wie oft begegnet man allen Vorschlägen zur Besserung
mit dem Einwand: das sind Utopien, oder: das ist unmöglich. Doch
meinen wir: wenn man erst einmal die unbedingte Notwendigkeit
erkannt hat, zu bessern, nein: wenn man sie auch als eine
drückende Störung des geistigen Behagens fühlt, dann werden
sich Wege zeigen. Und führen einige davon ins Land der Ntopien,
so werden andere rrm so gewisser aufwärts leiten. Die Notwendig-
keit aber ist da, — nur derer sind noch zu wenige, die von ihr
hören wollen.

Noch immer besteht der Glaube, daß die deutschen Nniversitäten
die tzochburgen der Bildung seien, wie sie es einst waren. Aber
wer sich des tiefen Zusammenhangs zwischen der Bildung und der
Kultur eines Volkes bewußt ward, wird kaum ohne Sorge auf die
gegenwärtigen Verhältnisse sehen: die Nniversitäten bilden den Hort
der Wissenschaft und sie sind die Stätten ihres Studiums — die
Bildung ist ihr Stiefkind geworden. Hans Herter

Nun unser Kunstwart sein Stoffgebiet erweitert hat mit dem Ziel,
ein Kulturwart zu werden, gehören auch diese Fragen alle in sein
Bereich. Was wir unter Bildung verstehen und wie sich unsrer
Meinung nach die Wissenschaft zur Bildung verhält, davon sprechen
wir in dem kleinen, die heutige Rundschau einleitenden Aufsatze. Wir
bitten unsre Leser, ihn als eine Ergänzung der Herterschen Aus->
führungen besonders zu beachten. Zu den Nniversitätsfragen wird
an dieser Stelle noch manches Wort gesprochen werden. So bedeuten
die Beiträge dieses Heftes, welche die wichtigste Seite des Problems
berühren, einen Anfang, nicht einen Abschluß. A

Schiller und die ästhetische Kultur'

Schiller in seiner Philosophie des Schönen zu vereinen
H ^trachtete, war nichts Geringeres als Liebe und Gesetz, Pflicht
und Glück. Während Kant, beeinflußt von der kirchlich prote-
stantischen Lehre, den Menschen für ursprünglich schlecht hielt und

* Der Kunstwart hat zu Schillers huudertstem Todestage ein Schiller-
heft herausgegcben, der Dürerbund damals Sambcrgers mächtiges
Schillcrbildnis und Ratschläge zur Schillerfeier, die er auch jctzt wieder
verbreitet — wir halten es nicht für augemessen, mit auderu Worten
und Formen jetzt schou zu wiederholen, was damals geschehcn ist. Aber
Schillers Bedeutuug für unsre Kultur und insbesondre für unsre Be-
wegung ist doch viel zu groß, als daß wir seiuer nicht wenigstens mit
kurzer Eiukehr gedeuken sollten, nun er uns andcrthalb Iahrhunderte
gcgeben ist. Wir empfehlen zu solcher Einkehr unsres Mitarbeiters
Alexaudcr vou Gleichen-Rußwurm knappes Buch „Fricdrich Schiller,
Asthetischc Erzichung" (Eugcn Diederichs, Iena) besonders warm und
drucken daraus die Einlcitung ab. Diese wird zwecks größerer Ver-
breitung socbeu auch als Flugschrift dcs Dürerbundes ausgegebcn. A

2. Novemberheft Mst

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