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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,1.1909

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Heft 3 (1. Novemberheft 1909)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8818#0263
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Llnter uns
Lebende Worte

dieren. Kann er nicht dazu kom-
men, so wird er auf diesem Wege
doch so weit getrieben wie nur
irgend möglich — bis eines Tages
wieder einmal eine Schülertragödie
ihren letzten Akt spielt.

Daß durch den Äbertritt von
Söhnen der gebildeten Stände ins
Handwerk und in den Stand der
Handarbeiter auch diese Stände
sowohl wirtschaftlich wie gesell-
schaftlich gehoben würden, das habe
ich an andrer Stelle zu zeigen
versucht.* Die akademisch gebilde-
ten und jetzt in der Hauptsache
herrschenden Stände würden na-
türlich dem der Handarbeit ganz
anders gegenüberstshen, als jetzt,
wenn erstens das Handwerk als
Gesamtheit noch mehr leistete, wenn
zweitens seine gesellschaftliche Stel-
lung durch die Zugehörigkeit von
Gliedern auch der „höheren Stände"
gesteigert würde. Otto Schulz

tetes Buch, denn man konnte sie
nur in einer ziemlich teuren Aus-
gabe kaufen. Ietzt ist das anders,
die „Volksausgabe des Dürerbun-
des" ist in Max Hesses Verlag in
Leipzig erschienen. Sie fügt außer
der Einleitung und Ergänzung von
Ludwig Richters Sohn Heinrich noch
einführende Worte von Ferdinand
Avenarius und ein Bildnis des
Meisters dem Texte bei. Ihr Preis
beträgt 3 Mk. für das in Leinen gc°
bundene Exemplar. DerselbeMensch,
den wir in Richter dem Maler nnd
Zeichner lieben, lebt und bctätigt sich
ansdrucksvoll in Richter, dem Schil-
derer mit dem Worte: auch diese
Lebenserinnerungen gehören zu den
Helfern dazu, daß im Lebensbaum
unsres Volkstums die Adern zu den
Wurzeln hinab gesund bleiben. Sie
gehören ins deutsche Haus. Und so
empfiehlt der Dürerbund auch diese
seine Volksausgabe unsern Freun-
den herzlich.

Ludwig NichLers Lebens-
erinnerungen

Volksausgabe des Dürerbundes

Oudwig Richters Lebenserinnerun-
-^gen sind mit vollem Rechte ein
so berühmtes Buch, wie Kügelgens
„Iugenderinnerungen eines alten
Mannes". Aber: sie waren bisher
bei weitem nicht ein ebenso verbrei-

Höheres Leben

^n jedem, auch selbst unbedeuten-
<)den Menschen liegt imGrunde ein
tieferer und edlerer, wenn der wirk-
lich erscheinende nicht viel taugt,
oder noch edlerer, wenn er an sich
gut ist, verborgen. Man darf sich
nur gewöhnen, die Menschen so zu
studieren — und man kommt un°
vermerkt aus einem anscheinend all-
täglichen Lebcn in eine ungleich
höhere und tiefere Ansicht der
Menschheit übcrhaupt.

Wilhelm von Humboldt

* In einem Buche „Glück und
Persönlichkeit", Verlag „Neues Le°
ben", bei Wilhelm Borngräber,
Berlin X? 30.

Unsre Bilder und Noten

^A^as „Felsengestade" vom Adriatischen Meer, das uns Karl Mediz
^^/Zeigt, ist eines jener scheinbar ganz einfachen Bilder, die dcm
ersten Blick nur durch den Zusammenklang einiger weniger
großer Farbflächen wirken, deren jede in sich wieder belebt sind,
hier durch Kontraste von Grün zu Rot und Harmonien von Grün
zu Blau und Violett. Wer näher hinschaut, wird ein stoffliches Interesse
an diesen seltsamen Karstgcbilden fühlcn. Und wer sich noch tiefer ins

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