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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,1.1909

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Heft 3 (1. Novemberheft 1909)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8818#0264
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Bild versenkt, dem. wird aus der Fremdheit dieser Natur im Abend-
schimmer eine Märchenstimmung anfsteigen. Etwa: als würde unter
dem Vollmonde da, der bald „wirkendes Licht" sein wird, nnn ein
Abenteurer vom Strande unter dem Bogen heraufsteigen, das Roß den
Klippenpfad hin am Zügel, keiner weiß woher, keiner weiß wohin. Es
ist etwas von jener Ruhe jn diesem Bild, die von Geheimnissen durch-
flüstert wird.

Das kleine Bild von Schmoll von Eisenwerth, den unsre Leser
schon aus dem farbenglühenden Sommerbild (XXI, 2) kennen, bringen wir,
weil es mit den allereinfachsten Mitteln seine Luftlichtstimmung gibt.
Nur ein paar duftige Schattenrisse, dahinter das Licht, droben die beiden
Vögel. Alles ohne genaue Naturnachbildung, alles nur Skizze, das
heißt: alles noch auf das engste mit der Persönlichkeit des Künstlers
verquickt, noch nicht losgelöst aus ihr durch das strengere Nachprüfen
der Wirklichkeitsformen. Eben deshalb ist das Merkchen auch von dem
besondern Reiz der Skizze.

Dann geben wir wieder einmal zwei Bilder von Leo Samberger,
und zwar solche, welche die beiden wesentlichsten Seiten seiner Be°
gabung an zwei höchst charakteristischen Proben zeigen. Das Bildnis
des Grafen Crailsheim kann als Charakterschilderung wohl kaum über-
troffen werden, doch würde eine Begründung dieses Urteils nicht ohne
Charakterstudien über den Dargestellten möglich sein, und diese müßte
wohl mancherlei sagen, was entweder nicht diskret wäre oder sich nicht
besser sagcn ließe, als eben durch die hellen und dunklen Striche mit
Sambergers Stift. Auch dessen zweites Bild muß für sich selber sprechen.
Es ist der Erinnerung des Künstlers an eine Verstorbene gewidmet und
ist zur Glossierung durch Worte zu keusch.

Unsre Illustrationsbeilage fügt sich dem Aufsatz über Briefmarken
an. Die obersten zehn Entwürfe stammen aus dem Wettbewerbe des
Dürerbundes um Reichsmarken, die dann folgenden sieben aus dem
bayerischen. Man sieht, es sind beide im Leiter besprochene Typen
vertreten. Beim Dürerbund-Wettbewcrb hatte sich die Mehrheit der
Künstler für das eigentliche „Marken"prinzip, die Markierung mit der
Wertbezeichnung, entschieden. Beim bayerischen herrscht der bayerische
Leu vor; Wappenlöwen sind immer launische Tiere, sie werden unter
der Suggestion der Heraldik viel leichter als der Adler ein bißchen
humoristisch. Leider verbot es sich aus technischen Gründen, die Reize
auch nur anzudeuten, die nicht nur durch mannigfaltige Farbe und
mannigfaltiges Papier, sondern auch durch erhabene Papierprägung (zum
Beispiel bei der zweiten Marke), durch Schnitt, dann wieder durch Stich
usw. vorgeschlagen wurden. Die dritte Markengruppe zeigt, daß man
früher viel „edlere" Techniken anwendete. Die alte Leylon-Marke ist
wirklich ein kleines Kunstwerk auch der Technik, es gab aber damals
viele, die nicht schlechter waren. Unter den neueren wirklich gebrauchten
Markcn »führt" die französische. Sie ist in dieser Form nicht gleich
auf den ersten Wurf gelungen, sie ist durch verschiedene Ausgaben immer
vereinfacht und entwickelt worden. Gerade so wie die Marke der Schweiz
mit Weltis Tellbuben, von der wir die beiden Entwicklungsstadien neben-
einander zeigen. Bei der neuen ist nicht nur die Zahl besser zu sehen,
das ganze Ding ist einfacher und dekorativer, und selbst unsre, für

(. Novemberheft (909 222
 
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