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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,1.1909

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1909)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8818#0536
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erschienenc Buch von A. Drehcr, „Franz Pocci" aufmerksam machen,
das viele freundliche (Haben solcher Art enthält.

Unser Bildnis Anzengrubers ist so gut wie unbekannt und
technisch nicht gut — aber es scheint uns viel charakteristischer, als
irgendcin andres der Anzengruberschen Bildnisse. .Wir vcrdankcn cs
der Güte seines Sohnes.

Die vier Ansichten der vielumstrittenen Berliner Flora-Büste bcgleiten
den heutigen Rundschauaufsatz wohl unsres besten Lionardo-Kenners, des
Geheimrats W. von Seidlitz, über „Lionardo als Bildhauer". A

^^och einmal Weihnachtsmusik! Aber diesmal nichts Altes, nichts
^EDolkstümliches, sondcrn ein Kunstlied. Es gibt deren nämlich nicht
allzuviel. In der wertvollen Tonlhrik der neueren Zeit ist die Weihnachts-
stimmung zicmlich spärlich vertreten. Man überläßt das den Halbdilettan-
ten und Geschäftskomponisten. Sehr mit Unrecht. Das Lied, das wir
heute uach dem Gedicht von Ada Christen zur erstcn Veröffentlichung
bringen, ist von Friedrich Mayer, dem Wiener Komponisten, auf
dessen überraschendes Talent der Kunstwart erst zu Bcginn dieses Iahr-
gangs hinwies. Den Stimmungshintergrund gibt der alte Choral „O du
selige", etwa in der Lerzentechnik Hugo Wolfs behandelt, charakteristisch
durch die fast feminine Reizsamkeit der Harmonie, die hier im vollcn
Sinne als ein Ausdrucksmittel dient. Mit sprechender Melodik setzt die
Singstimme ein. Beim Eintritt des A-Dur übernimmt das Klavier die
Führung und webt unter weichcn Mixturwirkungen das Hauptmotiv weiter.
Bei der Wcndung nach us scheint die Musik immer mchr in sich selbst zu
versinken (man achte auf die rhhthmischen Verschiebungen in den Takten
von der zwciten zur dritten Seite) und in bezwingender Innigkeit blüht
dann der Gesang „Grüßt auch dich mit Märchenaugen" auf. Ein süß
träumendes Nachspiel spinnt diese Empfindung fort, bis der leise wieder-
klingende Choral zum äußeren Abschluß führt. — Die erübrigende Seite
sei benutzt, um eine andere lyrische.Probe desselben Komponisten aus
seinen in der „Hausmusik" erschienenen Liedern mitzuteilen. In noch
höherem Maße ist es hier die Mahrheit, Wärme und Innigkeit des Aus-
drucks, die mit verhaltener Leidenschaftlichkeit empordrängende Steigerung
ins Piano, die den Hörer in Bann schlägt und jedes Lied zu einem kleinen
Nervcnrausch macht. Ich kenne kaum einen zweiten unter den heutigen
Lyrikern, die den Ablauf der psychischen Empfindungsreihen eines Ge°
dichtcs in Tönen so intuitiv und treffend abspiegeln wie dieser. B

An unsre Leser

zu Weihnachten an dieser Stelle ein kurzes Wort zu richten, ist
Brauch, so lange der Kunstwart besteht. Aufangs war dieses Wort
meist eine Bitte, uns zu Gesinnungsverwandten zu helfen, die Freunde

2. Dezemberheft (yoy -s-55
 
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