Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0186
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
nem Symposion in Göttingen im Jahre 1957 stand gerade die slawische Burgwallverfassung
auf dem Hintergrund des slawischen Siedlungswesens im Mittelpunkt wissenschaftlichen In-
teresses, wie auch die Entwicklung zu den westslawischen Stammesstaaten an Ostsee und
Elbe9. Gerade das Problem der slawischen Burgorganisation hat dann die schleswig-
holsteinische Landesforschung in großem Umfange immer wieder beschäftigt10.
Die neue Forschung wurde 1969 in einem groß angelegten Forschungsprogramm des Sonder-
forschungsbereichs 17 an der Universität Kiel aufgegriffen11. Sie knüpfte in Fragestellung
und Methode an die vorangegangenen Untersuchungen an und gruppierte sich um mehrere
Teilprobleme. Da ist zunächst die Erstellung eines Burgwallatlasses für Ostholstein zu nen-
nen, in dem die slawischen Burgen und die mittelalterlichen Turmburgen in ihrer geographi-
schen Verbreitung, ihrer topographischen Ausgestaltung, ihrer archäologischen Dokumenta-
tion und ihrer Spiegelung in den historischen Quellen untersucht und dargestellt werden
sollten12.
Die Schwerpunkte der Untersuchungen orientieren sich an folgenden Fragestellungen, die C.
RADTKE folgendermaßen formuliert hat13:
a) Kontinuität von slawischem zu mittelalterlichem Burgenbau im Kolonisationsgebiet,
b) Beginn des ritterlichen Burgenbaus im Kolonisationsgebiet und
c) Kontinuität, Burgenverlegung und Wandel des Burgentyps als Folge der sozioökonomi-
schen Strukturveränderung im Übergang von der Grundherrschaft zur Gutsherrschaft.
Der erste Teil, der das nördliche Wagrien umfaßt und dort die slawischen Burganlagen be-
handelt, soll demnächst erscheinen.
Neben dieses Burgwallcorpus tritt die paradigmatische Untersuchung von Burgen verschiede-
ner Form und vermutlich unterschiedlicher Funktion. Als Ergebnisse lassen sich feststellen14:
„Nach erfolgreichem Abschluß der Grabungen in Warder und Scharstorf wird seit 1973 in
der befestigten Vorburg des Oldenburger Walles eine größere Fläche untersucht.
Die Burganlage von Warder vertritt den spezifischen Typus einer dicht besiedelten, befestig-
ten Inselburg mit wechselnder Funktion (Bischofshof, Gaumittelpunkt). Reiche Fundmate-
rialien trugen zur besseren Unterteilung des Keramikgutes bei und erlauben Rückschlüsse auf
handwerkliche Tätigkeiten und Fernverbindungen.
Scharstorf hatte als mehrteilige Burganlage primär militärische Funktionen in Grenznähe. Es
gab zwei Ausbauphasen mit erheblichen fortifikatorischen Verstärkungen: Wallerhöhung der
Hauptburg bei Verkleinerung des Innenraums; Angliederung einer mit Wehrgang versehenen
kleinen Vorburg — möglicherweise für die engere Gefolgschaft des Burgherrn; Bau eines das
9 H. LUDAT (Hrsg.), Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder, Gießen 1960.
10 K. W. STRUVE, Offa 17/18, 1961, 57 ff; ders., Sächsische und slawische Burgen in Holstein, in: Führer zu vor- und früh-
geschichtlichen Denkmälern, Bd 10, Mainz 1968; ders., Ziel und Ergebnisse von Untersuchungen auf drei slawischen
Burgwällen Ostholsteins, in: Ausgrabungen in Deutschland gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
1950—1975, 4 Teile, Mainz 1975 (hier zitiert als: Ausgrabungen in Deutschland 1950—1975), Teil 3, 1975, 98 ff.; ders., Bll.
f. deutsche Landesgeschichte 106, 1970, 47 ff.; ders., Die Heimat, Monatsschrift zur Pflege der Natur- und Landeskunde in
Schleswig-Holstein und Hamburg 80, 1973.
11 H. HINZ, Organisation und Programm der archäologischen Projektgruppen im Sonderforschungsbereich 17. — Archäol.
Korr.bl. 1, 1971, 257 ff.; ders., in: Christiana Albertina 15, 1973, 59 ff.; laufende Berichte über die Ergebnisse: H. HINZ,
Offa 28, 1971, 145 ff.; ders. u.a., Offa 29, 1972, 143 ff.; ders. u. a., Offa 32, 1975, 5 ff.; ders. u. a. Offa 33, 1976, 147 ff.;
ders., Offa 34, 1977, 120 ff.
12 K.W. STRUVE, Aufgabe und Stand der Burgenvermessung und Bearbeitung in Schleswig-Holstein, in: Sonderforschungs-
bereich 17, Bericht über das Jahr 1972, 7 ff.; ders., Burgwallcorpus Schleswig-Holstein, Lfg. 1: Die slawischen Burganlagen
Ostholsteins (im Druck).
13 (Ungedr.) Bericht „Zum Bearbeitungsstand des Burgwallcorpus Schleswig-Holstein. Ergebnisse und Probleme” auf der
Gutachtersitzung vom 18. Juni 1975 in Kiel.
14 K.W. STRUVE, Christiana Albertina (17) N.F. 1, 1974, 64 ff.

140
 
Annotationen