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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 28.1985

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Nr. 1
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Aufsätze
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Holtermann, Horst: Klausuren mit dem Lexikon
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Jöhrens, Otto: Attribute
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https://doi.org/10.11588/diglit.33085#0013

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Lateinische und griechische Texte der Kunstprosa und der Dichtung können die geisti-
ge Bildung junger Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts fördern, sind aber immer
so schwierig, daß man ständig prüfen muß, wie man ihre Aneignung erleichtern, d.h.
angemessener gestalten kann. Dies könnte ziel- und niveaulos geschehen, wenn wir
nicht mit unseren Abschlußprofilen den Nachweis der Studierfähigkeit verbunden hät-
ten. Diese Verbindung muß bleiben. (Dabei setze ich einen erahnten, obschon heute
noch nicht definierbaren Begriff der Studierfähigkeit als Konsens voraus). Dann sollen
wir aber in Lateinprüfungen diejenigen Steine aus dem Wege räumen, die den Nach-
weis am meisten hindern: vergessene Vokabeln. Deren Übersetzung holt man sich
beim Lehrer gegen Punkteabzug! Ob die EPA das wohl vorsehen können? Ich möchte
es hoffen.
Dr. Horst Holtermann, Am Holderbusch 3, 3000 Hannover 51

Attribute
Attribute gehören zwar nicht zu den „primären Satzgliedern''1. Sie können nicht selb-
ständig auftreten, sondern müssen sich an andere Nomina anlehnen, vor allem an
Substantiva, so daß man sie in der Schule vereinfachend auch Substantivbegleiter nen-
nen könnte. Andererseits kommen sie so häufig vor, daß eine gesonderte Betrachtung
am Platze ist. Ohne Beherrschung dieser „Beifügungen" ist ein einigermaßen fehler-
freies und zügiges Lesen lateinischer Texte nicht möglich. Doch schon bei der syste-
matischen Einteilung der Attribute stößt man auf Schwierigkeiten und unterschiedli-
che Auffassungen. In einem Grundkursus für Schüler, der keinen Anspruch auf wissen-
schaftliche Vollständigkeit erhebt, sollte man m. E. unterscheiden:
1. adjektivische Attribute
2. substantivische Attribute
a) immer im Genitiv
b) Appositionen, im gleichen Fall wie das Beziehungswort
(möglicherweise also auch im Genitiv)
c) im Ablativ
3. präpositionale Attribute
4. Attributsätze
1.) Daß adjektivische Attribute in Kasus, Numerus und Genus2 mit ihrem Beziehungs-
wort übereinstimmen, muß mit den Schülern nachdrücklich erarbeitet und ihnen be-
wußt gemacht werden. Diese 3fache Kongruenz ermöglicht es oft, die Funktionen der
primären Satzglieder klarer und schneller zu erkennen, res z. B. oder rei sind mehr-
deutige Formen. Durch das Hinzutreten von adjektivischen Attributen wie z. B. haec/
hae/has zu res bzw. huius/huic zu rei werden die Substantiva oft formal eindeutig. Für
diese eindeutige Festlegung der Formen und damit weitgehend auch der Funktionen
als Satzglieder leistet die KNG-Kongruenz oft das, was im Deutschen der Artikel leistet:
Diese Kongruenz macht auch die für das Lateinische so charakteristischen Sperrstel-
lungen (quam ob rem) und weitgespannten Rahmenstellungen möglich, die wir im
Deutschen in dieser Art nicht haben3 und die darum dem Anfänger oft große Schwie-
rigkeiten machen. Weil die KNG-Kongruenz für Adjektiva so bezeichnend und für die

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