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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 28.1985

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Nr. 3
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Dieter Mertens, Der Tempel von Segesta und die dorische Tempelbaukunst des griechischen Westens in klassischer Zeit]
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[Rezension von: A. M. Snodgrass, Wehr und Waffen im antiken Griechenland]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33085#0092

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Buchbesprechungen

Dieter Mertens: Der Tempel von Segesta und die dorische Tempelbaukunst des griechischen We-
stens in klassischer Zeit. Philipp von Zabern 1984; Format 25 x 34 cm; ein Band mit XIV, 272 S.,
76 Abb., 4 Faltabb., 96 Tafeln mit 391 Abb., einer Mappe mit 33 Beilagen; Ln. 250,— DM
Der Tempel von S. ist der letzte große Vertreter der sizilischen Tempelbaukunst des 5. Jahrhun-
derts. Er wird - wie die vielfältigen Untersuchungen des Verfassers eindeutig beweisen - kurz vor
417/6, zur Zeit der intensivsten Beziehung Segestas zu Athen, geplant und begonnen worden
sein; die Einnahme Segestas durch Karthago (409 v. Chr.) hat die Bautätigkeit dann abrupt unter-
brochen. Das Tempelinnere wurde in punischer Zeit noch als primitive Begräbnisstätte benutzt.
Alle Eigenschaften der Plandisposition, des Entwurfs und der Einzelformen, weisen ihn als den
letzten Peripteraltempel kanonisch-griechischer Form aus und lassen zugleich auch den Anteil
einheimischer Handwerker bei der Durchführung sichtbar werden. Neue Sondagen beweisen
die Beobachtung Helmut Schlägers (1968), daß in dem Tempel eine normale, kanonisch dispo-
nierte Cella angelegt war. In Handmessung und durch die erstmalige Anwendung der jungen Ar-
chitekturphotogrammetrie werden alle Bauglieder neu vermessen und mit zahllosen Bauplänen
und Abbildungen detailgetreu dokumentiert. Mit dem heutigen Stand der Technik gelingt es M.,
den Ansprüchen des Archäologen, Architekten und Bauingenieurs gerecht zu werden: dem die-
nen nicht zuletzt 33 in einer Sondermappe enthaltene Beilagen mit Plänen, Schnitten, Rekon-
struktionen. Der zweite Teil liefert Studien zu den dorischen Peripteraltempeln klassischer Zeit in
Sizilien und Unteritalien (S. 54 - 130): Paestum (Poseidontempel), Himera (der große Tempel),
Syrakus (Athenatempel), Kroton (Heratempel), Selinunt (Tempel A), Segesta (der Tempel in der
Contrada ,,Mango"), Agrigent (Tempel L; Juno-Lacinia-Tempel; Concordiatempel; Dioskuren-
tempel; Hephaistostempel), Caulonia (der dorische Tempel). Zumeist werden photogramme-
trisch gewonnene Meßergebnisse vorgelegt und ausgewertet. Der dritte Abschnitt (S. 131 - 205)
behandelt den „Tempel von S. im Rahmen der Baukunst des griechischen Westens in klassischer
Zeit" (Einzelbauformen; Grundriß; Aufbau; Cella und Peristasis; zum klassischen Tempelent-
wurf; zusammenfassende Gesamtbetrachtung). Trotz des hohen, durch die Ausstattung aller-
dings gerechtfertigten Preises sollten wir uns von der Anschaffung dieses 6. Bandes der Sonder-
schriften des Deutschen Archäologischen Instituts Römische Abteilung nicht abschrecken lassen:
er ist eine beispielhafte Dokumentation dessen, was Bauforschung heute zu leisten vermag.
A. M. Snodgrass: Wehr und Waffen im antiken Griechenland. Kulturgeschichte der antiken Welt
Bd. 20. Philipp von Zabern 1984, 314 S. mit 140 Abb.; geb. 45,— DM
Das bereits 1967 erschienene Standardwerk „Arms and Armour of the Greeks" liegt nun in kom-
petenter Übersetzung vor. Das Werk wurde durch kurze Erläuterungen zu den erwähnten krie-
gerischen Ereignissen (S. 262 - 68) und den Personen (S. 269 - 82) ergänzt. Bildteil, Bibliographie
und Anmerkungen wurden erweitert, so daß der prächtig ausgestattete und mit 140 hervorragen-
den Abbildungen versehene Band sich bestens in die hier schon mehrfach besprochene Reihe
einordnet.
Der Verfasser unterscheidet zwar auch zwischen Verteidigungswaffen (Helm, Panzer, Schild,
Beinschienen) und Angriffswaffen (Schleuder, Bogen, Wurfspeer, Stoßlanze, Schwert), seine
Gliederung ist jedoch anders. An Hand der literarischen Quellen und der Bodenfunde, eigentli-
cher Waffenfunde oder antiker Darstellungen, vor allem auf Gefäßen, führt er uns von den Myke-
nern (Zeit der Schachtgräber, Palastzeit, Spätzeit) durch die sog. dunklen Jahrhunderte (1150 -
750 v. Chr.), in denen Eisen als Material für überlegene Angriffswaffen aufkommt, zum Zeitalter
der Hopliten, der schwerbewaffneten Fußsoldaten, der charakteristischen Bürgertruppe der Po-
lis. Ausführlich werden die großen Kriege (Kap. 4) dargestellt, und es wird deutlich, daß der Sieg

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