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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 28.1985

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Waiblinger, Franz Peter: [Rezension von: Alfred Stückelberger, Vestigia Democritea. Die Rezeption der Lehre von den Atomen in der antiken Naturwissenschaft und Medizin]
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[Rezension von: Helmuth Vretska (Hrsg.), Tacitus, Historien. Lateinisch/Deutsch]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33085#0032

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Alfred Stückelberger: Vestigia Democritea. Die Rezeption der Lehre von den Atomen in der anti-
ken Naturwissenschaft und Medizin. Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft, Heft 17.
Basel 1984.
Alfred Stückelberger, der 1979 die hervorragende Textsammlung „Antike Atomphysik'' (Tuscu-
lum-Bücherei) vorlegte, beleuchtet nun in seiner Habilitationsschrift aus dem Jahr 1982 einen
Ausschnitt aus der Geschichte der Atomistik, der im allgemeinen wenig beachtet wird: die Re-
zeption der Atomlehre in der antiken Naturwissenschaft und Medizin.
Seine Suche nach den Spuren Demokrits führt nicht auf breite Wege, sondern auf vielfach unter-
brochene Pfade, deren Ausgangspunkt nicht immer gesichert werden kann. Stückelberger ist sich
der Schwierigkeit bewußt, daß „vom 4. Jh. an bezüglich der Materievorstellung ein derartiger
Synkretismus herrscht, daß es kaum möglich ist, die einzelnen Linien gesondert zu betrachten"
(S. 28). Für Demokrit selbst ist daher aus der Untersuchung der Rezeption nicht allzuviel zu ge-
winnen. Lediglich das Kapitel über das „Wachsgefäß''-Experiment ergänzt unser Demokritbild
durch den plausiblen Nachweis, daß Demokrit nicht nur spekulativ vorgegangen ist, sondern sei-
ne Theorie auch durch Experimente zu beweisen versuchte.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, welchen Einfluß die Atomlehre auf die griechische Me-
dizin und Technik ausgeübt hat. Dabei zeigt sich, daß in der knidischen Ärzteschule um 400 v.
Chr. punktuell atomistische Materievorstellungen begegnen, während die koischen Ärzte die
Atomlehre ablehnten. Eine breitere Rezeption, die das atomistische System produktiv weiterbil-
det, findet erst in der hellenistischen Medizin statt (bei Erasistratos und Asklepiades), seit der etwa
gleichzeitig einsetzenden Wiederbelebung der Atomistik durch Epikur. Die „Techniker" Ktesi-
bios, Philon und Heron greifen vor allem in der bis ins 17. Jh. umstrittenen Frage nach der Exi-
stenz des Vakuums atomistische Theorien auf. Stückelberger stützt die schon von Diels vorgetra-
gene Auffassung, als Vermittler sei Straton von Lampsakos zu betrachten, der gegen die Autorität
des Aristoteles ein in der Materie verteiltes, diskontinuierliches „kenon" angenommen habe.
Schließlich geht Stückelberger noch kurz auf alchemistische Texte der Spätantike ein, die atomi-
stische Spuren aufweisen, obwohl die Alchemie auf der aristotelischen Vorstellung von der Wan-
delbarkeit der Elemente beruht.
Sehr hilfreich ist der Anhang des Bandes, in dem die behandelten Texte in thematischer Ordnung
zusammengestellt sind.
Auch ein Leser, der mit den zum Teil entlegenen Gegenständen dieser Arbeit nicht vertraut ist,
wird Stückelbergers Untersuchung mit Gewinn lesen. Sie zeigt die Kraft der in der Tiefe verborge-
nen Wahrheit, die immer wieder zum Vorschein kommt, auch wenn die Zeit für ihre Entdeckung
noch nicht reif ist.
Franz Peter Waiblinger, München
Tacitus: Historien. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Helmuth Vretska.
Reclam, 1984, 816 S., 8 Abb. und 6 Karten, Format 10x16 cm, DM 18,40 (geb. DM 26,80).
Der trotz seines Umfangs handliche Band ist ein Kleinod unter den zweisprachigen Reclamaus-
gaben. Die Historien sind Tacitus' erstes größeres Werk, das er im Agricola (3) bereits angekün-
digt hatte, das durch seine Thematik (Meuterei der Rheinarmee, Bataveraufstand/Civilis, Titus vor
Jerusalem, Judäa und die Juden) für die KO-Stufe aktuell ist und an dem sich bereits alle stilisti-
schen Eigentümlichkeiten ablesen lassen. Die Übersetzung trägt diesen Besonderheiten des Stils
im Rahmen des im Deutschen Möglichen Rechnung und stellt einen gewaltigen Fortschritt dar im
Vergleich mit den dem Rezensenten zugänglichen Übersetzungen von W. Sontheimer (1959), J.
Borst (4. Aufl. 1979) und W. Bötticher/E. Otto (Reclam o. J.).
Die Anmerkungen (S. 652 - 713) liefern die nötigen Sachinformationen zur Geschichte, Realien,
antike Belege und in Ausnahmefällen stilistische Hinweise oder moderne Interpretationen. Hilf-
reich für den Benutzer, der ja nicht immer Altphilologe sein wird, sind die Inhaltsübersicht (S.
714 - 720) mit Kapitel- und Datumsangabe, das Eigennamenverzeichnis und die mitgelieferten

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