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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 28.1985

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Kiefner, Gottfried: [Rezension von: Hildebrecht Hommel, Symbola, Bd. I - Hildebrecht Hommel, Sebasmata, Bd. I, Bd. II]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33085#0031

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vor seltenen Horaz-Bücher vertraut und geschätzt. Umso dankbarer darf man sein, daß mit sei-
ner Person in den vorliegenden Bänden noch einmal exemplarisch vorgestellt wird, was klassi-
sche Philologie in der ersten Hälfte unseres Zentenniums zu leisten imstande war: die Genera-
tion, die noch bei den Großen des Jahrhundertbeginns (Wilamowitz, Norden, Diels, Heinze u.a.)
gehört und studiert hatte, behielt die Weite der Gedanken und Forschungsfelder bei, ohne sich
bei aller Exaktheit in philologische Quisquilien zu verzetteln. Für Hommel, der dieser Generation
angehört, sind besonders der Ausblick in die Theologie samt der Wechselbeziehung mit ihr und
das Nachwirken der Antike bis in die Gegenwart sachkundig und ertragreich bestellte Felder,
von denen die drei vorgelegten Sammelbände Zeugnis ablegen. Hommel selbst und Gladigow
haben eine dankenswerte Synopse des weitverzweigten Lebenswerkes des Verfassers zusam-
mengestellt, auf den neuesten Stand der Forschung gebracht (kein Aufsatz ist ohne Einarbeitun-
gen oder Nachträge geblieben) und damit dem Leser, zu dem man sich als besonders dankbare
Nutznießerin die Lehrerschaft altsprachlicher Leistungskurse denken kann, Philologie als das prä-
sentiert, was sie ihrer Wortbedeutung nach ist: Liebe zum Wort, zum Sinn, zum Logos, den es zu
erspüren gilt.
Aus der Fülle des in den drei Bänden Gebotenen kann nur einiges wenige als Kostprobe und An-
regung zum Lesen gestreift werden, was den Lehrer vor allem interessieren mag: „Solon —
Staatsmann und Dichter” (als Glücksfall einer Verschwisterung von Politik und Poesie), „Gedan-
ken zur griechischen Tragödie" (als Hinführung zum Verständnis dieser grundlegenden Literatur-
formen), „Das hellenische Ideal vom einfachen Leben" (als Aufweis eines antiken Beispiels alter-
nativer Lebensform), „Domina Roma" (als Verfolgen der Spuren einer weltgeschichtlichen Idee),
„Die Bildkunst des Tacitus" (als Studie über die Beziehungen von bildender Kunst und Rhetorik).
Die genannten Themen werden in SYMBOLA I abgehandelt. Die beiden SEBASMATA-Bände, die
sich in die Großkapitel „Antike" — „Antike und Christentum" — „Nachantike" gliedern, enthal-
ten eine solche Fülle von Themen, daß nur ein paar herausgegriffen werden können, die mir als
Leser und Lehrer einleuchtend und hilfreich erschienen: „Die Satorformel und ihr Ursprung" (I
84 ff.), die m. E. originellste und zugleich überzeugendste Deutung dieses alten Problems; „Ver-
gils ,messianisches' Gedicht" (I 267 ff.), eine Interpretation der 4. Ekloge, die sich nie in fachin-
terne Spekulatiorien verliert und, wie mir scheint, eine realistische, fundierte und auch für die
Schule bestens geeignete Hilfe bietet, nicht zuletzt wegen der auch formalen Erschließung des
Gedichtes; „Neue Forschungen zur Areopagrede Act. 17" (II 83 ff.), eine Einführung in den For-
schungsstand mit eigener Hypothese zum Einfluß stoischen Gedankengutes auf die Perikope;
„Tacitus und die Christen" (II 174 ff.) mit höchst originellen Lösungsvorschlägen für mancherlei
Textprobleme.
Ein an sich selbstverständliches, aber heutzutage doch oft vernachlässigtes Spezifikum aller
Hommelschen Arbeiten besteht für den Lehrer darin, daß die behandelten Texte immer zunächst
exakt übersetzt und die Übersetzungen begründet werden. Hierin darf man getrost ein Vorbild
sehen, wie der permanenten Gefahr des Auseinanderfallens von Übersetzung und Interpretation
in der gymnasialen Oberstufe begegnet werden kann. Ein weiterer Vorzug aller in den drei Bän-
den vereinigten Arbeiten besteht darin, daß sie — aufgrund ihrer neuerlichen Überarbeitung —
immer den neuesten Forschungsstand widerspiegeln und insofern dem Leser, der wenig Zeit hat,
einige Arbeit abnehmen.
Mit diesen eher fragmentarischen Bemerkungen soll der Gymnasiallehrer ermuntert werden, sich
dieses Angebots zur eigenen unaufdringlichen Fortbildung und Hilfsmittels zur thematischen Un-
terrichtsvorbereitung zu bedienen, — einen zahlungskräftigen und -willigen Schulbibliothekar
vorausgesetzt.
Gottfried Kiefner, Tübingen

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