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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 28.1985

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Nr. 3
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Ein Briefwechsel
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Presseschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.33085#0084

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le schier lächerlich macht mit seiner „komischen Aussprache", und der einfach nachgerade ent-
setzt war, nicht nur enttäuscht, über das Tonband! Und der seit Jahren mit dem Gedanken und
den ersten Anfängen einer Übersetzung von Stanfords „The Sound Of Greek" schwanger geht,
weil er das Buch einfach zu schön, streckenweise einfach herrlich angelsächsich unverkrampft
findet!
Ich nehme von dem Pamphlet nichts zurück, so wie ich ihm nichts hinzufüge! Ich erläutere: Sie
dürften meine Forderung nach „akzentfreiem" Latein absichtlich und fruchtbar mißverstanden
haben. Keineswegs meinte ich damit Ictus, Prosodie, sonstiges dieser Art, sondern die unerträgli-
che Erfahrung, an den verschiedenen Arbeitsstätten, ganz zu schweigen von der Universität, La-
tein in den diversen rheinländischen Mundarten gehört zu haben! Ich habe mich im Laufe mei-
ner Jahre natürlich mimikrisiert, ja didaktisch umgeschult. Ich finde es einfach nicht mehr wich-
tig, den Schülern Latein auch sinnlich erfahrbar zu machen. Aber finden Sie das gut, wenn man
so sein Pathos verleugnet? Die Kassette schien mir gerade recht zu kommen. Und keineswegs
verwechsle ich Rhetorik mit Phonetik. Aber kein vernünftiger Aussprachelehrgang irgendeines
Schallplattenlehrwerks spricht einem endlose Reihen einsilbiger und zweisilbiger Wörter vor.
Und keiner zerhackt Texte, die doch irgendeinen Zusammenhang transportieren, und seien es
nur irgendwelche alberne Nachrichtentexte, vor den Ohren seiner Zuhörer so, wohlgemerkt: ich
spreche immer noch von Spracheinführungslehrgängen/Phonetics!
Das ganze ist einfach ein saumäßig deutsches Machwerk. Ich möchte keineswegs mich hoffärtig
dem Don gegen die Windmühlen vergleichen, aber für eine Fachwelt, die so was gut findet, be-
danke ich mich. Und ich kann mir keinen meiner ehemaligen Lehrer (Uni) vorstellen, die das
Band angehört hätten, ohne es nach kürzester Zeit erst mal gelangweilt oder erschrocken beisei-
te zu legen. Ich möchte es natürlich nicht beschwören, vielleicht haben sie es auch aus amtlicher
Neugier zu Ende gehört.
Warten wir auf das nächste. Während ich schreibe, höre ich „Horaz in der Musik", in derselben
Nummer des Mitteilungsblattes des deutschen Altph. Verbandes angezeigt, und ebenso rasch be-
stellt. Denen schreibe ich keinen Brief. Das finde ich doch wenigstens noch irgendwie schön (al-
so nicht alles, Sie sollen mich nicht für zu geschmacklos halten!).
Mit freundlichen Grüßen verbleibe ich

gez. Joachim Calaminus

Presseschau

April bis Juni 1985
„Antike Entdeckungen". So das Thema einer Inszenierung des Mecklenburgischen Staatstheaters
Schwerin bei den Wiener Festwochen, in der versucht wird, den Vorgang um den trojanischen
Krieg in seiner Totalität zu zeigen (vgl. SZ v. 15./16./17.6. u. weiter unten). Diese Presseschau
könnte gleichsam als Entdeckungsreise in die Antike dienen, wobei wieder — mit „Rom als
Basis" (zu ergänzen durch „und Athen", Verf.; vgl. FAZ v. 2.5., s. u.) die ungeheure Breite der
Antikerezeption deutlich wird.
Archäologie / Bild. Kunst: Archäologie-Museum v. Hyere/Toulon (1500 röm. Amphoren, FAZ
19.4.). — Architektur und die Wende: u. a. kaiserl. Rom u. Pompeji als Modelle, FAZ 20.4.). —
Rubens: Dianas Heimkehr v. d. Jagd im Alten Museum Ost-Berlin (FAZ 20.4.). — Giorgio de Chi-
ricos Zyklus von Lithographien „L'Apocalisse": zur Offenbarung d. Joh. mit 6 Abb., u. a. zu 6,8
(NZZ 5./6.4.). — Spätantike Buchmalerei: Codex Purpureus Rossanensis mit d. griech Text des

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