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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 28.1985

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Nr. 3
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Aufsätze
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Fritsch, Andreas: De Ludis Latinis Augustae Vindelicum factis
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Hagenow, Gerd: Die Lieblinge der Massen: (römische Fans und ihre Idole)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33085#0072

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In einem anderen Interview bekannte Stroh: „Ich bin nicht sonderlich begabt, aber ich
kann begeistern, und das ist mein Kapital.” (AZ 13.4.) Es war ihm in der Tat gelungen,
Schüler, Studenten, Laien und Fachleute zu begeistern. Den ,scholiarchae', die er für
die vormittägliche Kleingruppenarbeit (die ,scholae' mit 20 bis 30 Teilnehmern) ohne
Honorar engangiert hatte, dankte er öffentlich:
„Iterum vobis ex animo gratias ago, quod munera vestra tarn strenue administravistis. Plurimi mi-
hi sodales dixerunt scholas inter omnia, quae LUDIS LATINIS acta essent, placuisse sibi et pro-
fuisse maxime. Nam cetera, quae fiebant, habebant illa quidem splendorem aliquem: verissimus
fructus autem e scholis venit.”
6. Daß aber nicht nur der Süden Deutschlands Interesse an den heiteren Spielen des
Valahfridus hatte, zeigte die Talkshow „Leute" im dritten Programm von SFB/NDR/BR
am 31. März 1985, zu der er nach Berlin ins Interconti-Hotel eingeladen war. Er be-
grüßte die Fernsehzuschauer zu Beginn der Sendung auf lateinisch, und die Gäste
wurden mit lateinischen Untertiteln vorgestellt. In dem lebhaften Interview mit K. H.
Wocker setzte sich Stroh für einen in jeder Beziehung lebendigen Lateinunterricht ein,
der auch den aktiven Gebrauch der Sprache einschließt, und warnte vor der Fixierung
auf die Sprachreflexion. In das Interview eingeblendet wurde ein Film über die Augs-
burger Gruppe, die auf Initiative des Historikers M. Junkelmann den Zug der römi-
schen Truppen über die Alpen experimentell nachvollzogen hatte. Auch dabei wurde
Latein gesprochen. Das alles vermittelte dem Publikum einen offenbar ungewohnten
Eindruck von der Sprache der Römer. Was die „Süddeutsche Zeitung” schon im Janu-
nar über eine andere Stroh-Veranstaltung in Augsburg schrieb, traf auch für diese Sen-
dung zu: „ Latein, die stets totgeglaubte Sprache, erlebte einen reichlich lebendigen
Abend. Denn, so Stroh, Latein ist ein Gespenst, und ein Gespenst kann nicht sterben;
das ist das Wunderbare am Latein.” (SZ 4.1.85)
Andreas Fritsch, Berlin

Die Lieblinge der Massen
(Römische Fans und ihre Idole)
Seit einer Reihe von Jahren hat sich in der Sprache unserer Massenmedien das Wort
Fan eingebürgert. Es stammt aus dem Englischen, ist dort aus einer Abkürzung von fa-
natic entstanden und bezeichnet ursprünglich einen Schwärmer oder Fanatiker. Sei-
nen Ursprung hat das Wort im Lateinischen. Dort bedeutet fanum = Heiligtum; ein
profanus steht also vor dem oder außerhalb des Tempels; und mit fanaticus bezeichne-
te man ursprünglich einen von einer Gottheit Ergriffenen, also einen Besessenen oder
einen religiösen Schwärmer. Im Englischen hat sich die Bedeutung des Wortes ver-
schoben, sozusagen verweltlicht. Dort versteht man unter fan jemand, der sich leiden-
schaftlich für eine Person oder eine Sache einsetzt. Verwandt wird das Wort vor allem
im Sportgeschehen und in der Modemusik. Man spricht z. B. von Fußballfans, d. i. den
Anhängern einer bestimmten Mannschaft (und gelegentlich sogar in Fanclubs organi-
siert), aber auch von einem Fan-Publikum, das sich für einen Künstler oder eine Grup-
pe (z. B. eine Band) begeistert.

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