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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0191

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2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

et^iznz, / A/s czn sc/zz?zc/z/zrzü*üzzir/yzuzdfz, / Gszztpgjlüiez/? zn mzziz gc/zzuzdiz / nzz&r czn
crharn z^/zzz/, / Der ein /zq^tzg zzzzzndzz/ / De roh herM^en /zc^/'" 100 Gulden habe man
lür den Hinweis auf den für den Schmähbrief verantwortlichen bö/^od/d ausge-
setzt. Schon bei der Bekanntgabe dieses Fahndungsaufrufs, so Sachs, habe ihn
ein ungutes Gefühl beschlichen: ln dem da jie/ mir zn / Mein herfz, gemdf nnd szn; /
Wze, ioenn dnrc/z zuz/ä// groj? / Azz^dzc/z ge/ze/ das /oj?, / Dzemed drz hzsf ezn dzc/zfer, /
GereynzDer /uzzzs/ ezn sc/z/zc/zfer?^ Doch noch mehr habe ihn beunruhigt, als ihn
ein gnf yrenndf auf über ihn kursierende Gerüchte aufmerksam machte: Sprach;
Man nac/z/ragd dzr, / Bis/ bei/ mancher person / Der sach ha/b zn arghmon.^ Da sei
ihm das Herz schwer geworden und er habe sich cor ge/er gesorgt, Wb/ zch nn-
schn/dzg mas, wie er betont.^
Nach der allgemeinen Einführung in Produktion, Rezeption und Überlie-
ferung dieser Texte soll nun ein Überblick über die erhaltenen Lieder und
Reimreden folgen, in denen die Stadt beziehungsweise die städtische Ge-
meinde Nürnberg thematisiert wird, vorgestellt entlang der Ereignisse und
politischen Vorfälle, die Anlass zu ihrer Entstehung gaben. Grundlage für
diesen Überblick ist - mit Ausnahme der autorbezogenen Editionen etwa zu
Hans Sachs - noch immer die vierbändige Edition der »Historischen Volks-
lieder« von Rochus von Liliencron aus dem 19. Jahrhundert,^ auch wenn ei-
nige der durch ihn publizierten Texte heute in aktuellen kritischen Editionen
vor liegen. Über die von ihm zusammen getragenen Texte hinaus konnten für
Nürnberg und die anvisierte Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts bisher jedoch
kaum neue Werke präsentiert werden.
Vorausgeschickt sei, dass die Intention dieser Texte keinesfalls in der Be-
schreibung und Darstellung Nürnbergs lag. Die »Imagebildung«, die sie trotz-
dem indirekt betrieben, war stattdessen klar dem jeweiligen politischen Zweck
untergeordnet, der in und mit ihnen erreicht werden sollte: So handeln sie etwa
von der gerechten Bestrafung von P/zzcbezm und Hccbczmcz/czm, die Nürnberger
Bürger an Hab und Gut beraubten oder an Leib und Leben schadeten/^ Aus
ihnen spricht zugleich die Genugtuung über den langen Arm der städtischen
Gerichtsbarkeit wie auch die Intention, auf potentielle Nachahmer abschre-
ckend zu wirken. Oder sie attackieren Fürsten und Adlige als Aggressoren der
kriegerischen Auseinandersetzungen und zeichnen ein wirkmächtiges Bild von
der Geschlossenheit und dem hohen Kampfethos der städtischen Truppen.
Abstrakter formuliert verfahren sie somit immer wieder in denselben Mus-
tern: So suchten sie erstens mit zum Teil scharfer Polemik den Gegner zu difta-

60 Hans Sachs, Bd. 7, S. 252, V. 15f., und V. 21-29.
61 Ebd., S. 253, V. 2 und V. 4-9.
62 Ebd., S. 253, V. 13-15
63 Ebd., S. 253, V. 17-19.
64 Vgl. dazu oben S. 179, Anm. 1. Für einen Abriss der materiellen Erschließung der Gattung seit
dem frühen 19. Jahrhundert vgl. den Forschungsüberblick bei KELLERMANN, 2000, S. 65-83.
65 Statt des anachronistischen Begriffs »Raubritter« (s. dazu Anm. 948) wird hier der Quellenbe-
griff der pZac/Hrc; beziehungsweise des /;cda'nu'MZcrs benutzt, s. etwa Lil. 3, Nr. 269, S. 75, Str. 1,
V. 2, und S. 77, Str. 13, V. 4. Sie bezeichnen sowohl den »gemeinen« Straßenräuber wie auch
den fehdeführenden Adligen. Vgl. dazu mehr in Kap. 3.2.1.
 
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