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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0095

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stattct hat, wurde von Frln. Damböck in eine Kokette mctamorphostrt.
Wir zweifeln sehr, ob ein Kammcrmädchen bei Hof in dieser Tonart spre-
chen, geschweige daß sie mit dcm Nackcn und übrigen allerdings schönem
WachSthum kokettiren oder, wo höchstens cin schalkhaftes Lächeln statthaft
ik, laut kichern wird. So sehr wir Frln. Damböck in einigen hochtra-
gischen Parthien schätzen lernten, so müffen wir nach dieser Probeleistung
in einer Salonrolle ihr alle Berechtigung für dieses Fach absprechen.
An die Härten ihrer Aussprache werden wir uns so lange nicht gewöhn en,
als sie die Diphthonge aus beliebigen Vokalen zusammensetzt, was freilich
in der Tragödie noch störcndcr empfunden wird. — Eben weil wir das
Talent der Künstlerin achten, glauben wir ihr auch volle Wahrheit zu
schulven, und sie unverblümt aussprechen zu müffen, selbst auf die Gefahr
hin, dcr vielgeschmeicheltcn Eitelkeit wehe zn thun. Herr Richter ist eben-
falls nicht zum Bewußtsein des Charakters jenes historischen »sllvt ä'^I-
brst gelangt und war ein Liebhaber von gewöbnlicher Sorte. Hr.
Lang, Kabinetscourier, füllte allein seine Rolle vollständig aus. JmUeb-
rigen bildet das Fiasco der Darstcllung dießmal den gercchtcn Maßstab
für deren Werth.

Münchener Zuschauer.

Heutc Abcnd findet das von Heinrich Schönchen zn Ehren des 5V
jährigen Wirkcn seineö Vaters vcranstaltete Jnbelconzert statt, untcr Mit-
wirknng dcr Hofkapelle, dcr Herren Hofer, Brandes, Strauß, der Dam en
Palm-Spatzer, Hcfner nnd Damböck.

So viel man hört, bedarf es nur der Erledigung des KostenpunkteS,
und Julius Cäsar, Coriolan und Tiberius Grachus wandcln über unsere
Bühnc. Der Dichter des letztern, Hevderich, saß als Abgcordneter in der
Paulskirchc, und folgte dem vertriebcnen Parlamcnt nach Stuttgardt. Jetzt
hat er die Politik mit der Poesie vcrtauscht. Ueber sein Erstlingswerk
vereinigen sich alle Stimmcn in Bewundernng.

Frln. Grahn, welche dem Münchener Klima durch cinc Knicgeschwulst
ihren Tribut zollcn niußtc, wird nächste Woche >n Esmcralda auftreten.
2n dicsem Ballct ist cine Ziege beschästigt, weiche die berühmte Tanzkünst-
lerin auf all ihren Reiscn mit sich führt, und dercn Dreßur ganz vorzüg-
lich scin soll. Die genialc Ziege, ncbenbei gcsagt eine arge Kokette, hat
natürlich auch ihre Launen, welche sie inanchmal an Vorhängeu oder
Möbeln ausläßt. Die Gebieterin grollt ihr deßhalb nicht, sondern be-
zahlt den Schaden.

Dem Vernehmen' nach steht von Ostern an eine Aenderung in der
Theaterfreibilletvrdnung bevor.
 
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