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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0261

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darf !n ihrcr Lage daffelbe allerdings zur Schau tragen. Frln. Wildauer
wußte Laune, Hunwr und Gemüth schön zu verbinden und staffirte diese
Eigenschasten noch nberdieß niit einer allerliebsten Coketterie auS, die in
solcher Lieblichkeit unwiderstehlich wirkt. — Frin. Hausmann gab die
Titelrolle mit gewohnter Jnnigkeit des Gefühis und sehr verständig, so
erschwcrt auch durch ihre vortreffiiche Vorgängerin diese Anfgabe fur fie
war. Der Teitheim des Herrn Dahn ist eine gediegene Leistung,
in welchcr alle edicn Charakterzüge eines wahrhaft deutschen Heiden getreu
ausgeprägt wcrden. Herr Jvst wußte die gntmüthige Derbheit und das
liebevolie Gemüth des Paul Werner wahr und kräftig auszudrücken,
weniger oder gar nicht konnte uns der Just des Herrn Büttgen zusa-
gen, der nur ein sehr Lußeriicher Abkiatsch unseres, in dieser Partie zumal,
unvergeßiichen Heigl war. Wer erinncrt sich nicht noch der herriichen
Erzähiung vvn dem Pudel. Vvn einer Rührung des Gemüths war bei
Herrn Büttgen keine Rede. — Herr Lang spieite und sprach in seiner
franzöfischen Episode mit mcisteihafter Charakteristik; treffüch war auch
Mad. Büttgen in ihrer kieinen Szene. Herr Sigl, ein Wirth voll
zudringiicher Ncugierde, HLtte schon in seiner Maske komischer sein dürfen,
er nuaneirte aber auch außerdeni den Charakter nicht zur Genüge. Fräuiein
Wiidauer und Herr Jost waren die aüeinigen Bcifaiibegiückten deS
Abends.

Dcn 23. Juii. „D a s Versprechen hinier'm Heerd" und
,,d er F i ei h e rr ais Wiidschütz", Aipenseenen mit Gesang »on
Heinrich Banmann. Wie sehr diese Voiksstücke als soiche ihrcr Aufgabe
entsprechen, davon zeugcn deren anhaitende Erscige in Wien, so wie auch
dcr heutige ungeheuere Zudrang unscres PnbükuinS, nachdem diese Piecen
geraume Zeit das Vorstadltheater nachhaitig fülitcn. Es ist eben hier
ein Theil nnd viclieicht der anziehendste dcs Voiks-, dcs von der Cultur
unbeiecktcn Gebirgsiebcns in sciner schönc» Sitteneinfachheil und Wahr-
heit ausgcprägt, ncbcn weichcr die städtischc Raffinirlheil ais naiüriicher
Gegcnsatz sich häufig sehr komisch anSniinmt. Frin. Wiidaucr gab die
Steyermärker Aimerin mit jener Seeicncinfall unc GeniülhSinnigkeil.wie
fie nur jenen natnrwüchfigen Aipentochlcrn eigen ist; inihrcm Spieie nuancirte
fic mit ungemeincr Keniitniß die vielcn Eigenlhümiichkeiten dicser Natur-
kinder und wußte nicht seitcn bei dem an sich Unschönen eine graziöse
Seite vorzukchren. Wie bei ScidciS Fcnsterln, so dicnte auch dem Lichter
dicser Alpcnscencn Frin. Wildauer ais Prololyp. Wir bedauern nur,
daß dort wie hier die Wicner Cvmposilion dem Gesangötaiente unseres
verehrten Gastcs so spärüche Vorwürfe bietel. — Herr Chrislcn gab
den Berüner Freiherrcn ohne die mindeste Ucbertreibung niit erstaunlicher
Wahrheit und komischer Wirkung. Hr. Sigi spiegeile in seinem ganzcn
Wesen den unverzagten Gebirgsvater ab, dem die Wüdschntzpasfion gieich-
sam auf der Stirnc geschricben stehl. Hr. L. Schmid suiiie in Gesang
und Spiel seincn Platz würdig aus. Die ganze Darsteiiung fand eine
enthusiastische Ausnahmc und wurbe iiainenlüch Frin. Wiidauer scche odcr
sicbenmai gerufen. — 2» dcm darauffoigenden Ta n z-D i v er ti s sem e n t
bcwunderte man wieder dieFortschrilte des Hrn. Franz Fenzi, weichem
viel Bcisaü zu Theii wurde. Sehr zu bcdauern ist, daß dieseS jugendüch
kräftige Taient so wcnig Bcschäsügung finbet. Dic Frin. Hoiier und
Thierry erwarben sich gieichfalls verdiente Anerkennung. —

Dcn 25. Juü. Dic Widerspänstige, Lustspiei von Shake-
speare. Frin. Wiidauer schcint die an sich undankbare Roite dcr
Bianca ledigüch gcwähit zu haben, um die Vieiscitigkeit ihres Taienles
 
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