er Graf Struensee batte sich weder vor noch
in der Zeit seines Glucks als einen Freund
der Religion und guten Sitten bewiesen.
Niemand glaubte wenigstens ihn dafür halten zu
können , und sein Verspiel sowohl als einige seiner
öffentlichen Veranstaltungen/ auch seine Abänderun-
gen solcher Gesttze, die die Einschränkung des La-
sters und der sittrlichen Unordnung zur Absicht hat-
ten/schienen unwidersprechlich zu beweisen/daß mau
in der Meynung, die man von seiner Religion heg-
te/ nicht Unrecht hatte. Wer sehr billig von ihm
dachte/ der hielt ihn für einen sehr leichtsinnigen/
den Vergnügungen und dem Ehrgeiz ergebenen
Mann / der noch wohl von seiner Verirrung zu-
rückkommen könnte. Darüber aber waren alle ver-
ständige Beurtheiler emig, daß unter seiner Ver-
waltung der öffentlichen Angelegenheiten die Reli-
gion allen Nachtheil zu befürchten hätte, der ihr
jemals von Menschen verursacht werden kann/ und
daß die Sitten des Volks, wenigstens in der Haupt-
stadt, in grosser Gefahr wären wlld und zügellos
zu werden.
Diefe Betrachtungen verursachten es, daß sehr
Viele rechtschaffene Leute, die nicht fähig sind sich
über das Unglück eines Menschen zu freuen, den
i?Januarii dieses Jahrs, den Tag, an welchem der
Graf Struensee fiel, für einen der erfreulichsten iy-
A res