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Münter, Balthasar; Struensee, Johann Friedrich ¬von¬ [Bearb.]
Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen und Königlichen Dänischen Geheimen Cabinetsministers Johann Friederich Struensee — Frankfurt & Leipzig, 1772 [VD18 13497685]

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https://doi.org/10.11588/diglit.30905#0230

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218

Dieser junge Mensch antwortete mir, es wären doch so
vieleAusdrucke in derselben sehr auffallend. Darüber,
sagte ich ihm, setzt mau sich bald hinaus/ wenn man sie
nur in der Absicht ließ / wozu Gott sie uns gegeben hat.
Ich stosse nun nirgends mehr an , als wenn ich etwa
eine Stelle nicht verstehe, auffallend ist mir nichts mehr.
Aber sagen Sie mir doch, was ist Ihnen zum CpempeL
anstößig ? " Ja, wenn Christus zu seiner Mutter sagt:
Weib, was habe ich mit dir zu schaffen ? so ist das doch
hart, und wenn ichs sagen darf, unanständig „ Ich
will Ihnen sagen, wie ich mir das vorstelle. Wenn zum
Cxemvel drey verschiedene Personen, die eine aus dem
niedrigen Stand, die andre aus dem Mittlern,dle dritte
aus dem höhern, unter eben solchen Umständen, densel-
bigen Gedanken ausdrücken wollten, wie würden sie ihn
ungefähr sagen? Die erste würde etwa sprechen, wie
Jelus sprach, von dem sie wissen werden daß er in dem
Hause eines Zimmermanns erzogen war: Mutter,
oder Frau, was geht es uns an, daß die Brautleute
keiner! Wein mehr haben? Die andere würde sich unge-
fähr so ausdrücken: Meine liebe Mutter, beunruhigen
Sie sich darüber nicht. Die dritte würde vielleicht gar
nichts sageu, sondern eine leichte Verbeugung machen.
Hätten sie nun aber nicht im Grunde alle drey einerley
gesagt ? Man muß, wenn man denWehrt eines Men-
schen beurtheilen will, nicht aufden Rock sehen, den er
trägt, und die Güte seiner Gesinnungen kann nicht aus
der Feiuheit und Zierlichkeit der Ausdrücke geschlos-
sen werdest, worin er sie einkleidet.
Sieben und zwanzigste Unterredung , den
i4ten April.
H Mf die Auferstehung wird das Gericht folgen. Lassen
sie uns, theurer Freund, heute von dieser grossen
Begebenheit reden. —-Zu eben der Zeit, da Jesus
Christus
 
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