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Münter, Balthasar; Struensee, Johann Friedrich ¬von¬ [Bearb.]
Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen und Königlichen Dänischen Geheimen Cabinetsministers Johann Friederich Struensee — Frankfurt & Leipzig, 1772 [VD18 13497685]

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https://doi.org/10.11588/diglit.30905#0254

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meiner natürlichen Denkungsart/ nach welcher ich mich
nie auf einen künftigen glücklichen Zustand mit Un-
geduld gefreut habe, theils in meiner Überzeugung,
daß ich besser thue, mich' mit Ruhe und gesetztem
Nachdenken auf die Glückseligkeit der Zukunft zuzu-
bereiten , um ihrer, wenn die Zeit dazu kommt, de-
sto gewisser zu seyn. Endlich muß ich gestehen, daß
meine Reue über meine Sünden itzt nicht mehr so
lebhaft ist, als sie vorhin war. Ich glaube z. Ex.
nicht, daß ich itzt über meine Vergehungen würde
weinen können, es wäre denn , daß ich mir wieder
Zeit dazu nähme sie von allen Seiten durchznden-
ken. Aber es ist auch nicht möglich, daß meine Reue
itzt so heftig als sonst seyn könnte, weil ich schon den
Trost des Evangelii kenne, und zur Beruhigung mei-
nes Gewissens auf mich anwenden darf. Ich bitte
Sie, setzte er hinzu, denken Sie darüber nach, ob
Sie mich so finden, wie ich seyn soll. Schreiben
Sie es auch an Cramern und bitten ihn mich zu beur-
theilen. Ich will gern alles thun, was Er oder Sie
mir noch vorschreiben werden.
Der Graf wußte, daß ich mit Cramern über den
Fortgang feiner Bekehrung correspondirte. Ich pfleg-
te ihm die Briefe desselben, in so weit sie ihn betra-
fen , mitzutheilen, und er machte iich Cramers An-
merkungen und Zweifel über ihn mit Freuden zu Nutze.
Er war sehr begierig nach diesen Briefen, und frag-
te mich heute und noch am letzten Morgen seines Le-
bens, ob keiner gekommen wäre der ihn angienge.
Ein und dreyßigste Unterredung, den
22ften April.
Q:CH weiß nicht aus welchem Grunde der Graf be-
fürchtete, daß mir über die Methode, nach wel-
cher
 
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