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der Tod nothwendig geworden wäre. — Gott wird
endlich, setzte ich noch hinzu / ihren künftigen Leib so bil-
dewwie erJhnen dort brauchbar seyn wird: er wird das
Unvollkommene, das hier nöthig war / von ihm abson-
dem. So ist z. Ex. der grobeStoff, aus welchem hier un-
serKörper befteht,eine nothwendigeUnvollkommenheit,
da wir hier mit lauter groben körperlichen Dingen um-
geben sind/ die wir mit Gliedern von feiner Materie gar
nicht würden handhaben können. Übergeben Sie also
Ihren Leib mit Ruhe und Hoffnung der Bewahrung
und Zubereitung des Wesens aller Wesen das jedes
Stäubchen, worin er zerfallen mag/ ganz gewiß kennt
und zu seinen Absichten brauchen wird. —
Der Graf versicherte mich hier / daß ihm der Tod
zwar nicht gleichgültig / aber doch auch nicht schrecklich
sey. Er könne und wolle es sich freylrch nicht verhehlen/
daß er grosse Ursache habe alles dasjenige zu bereuen /
wodurch er ihn beschleunigt habe. Da aber nun das nicht
zu ändern, und er der Vergebung seiner Sünden gewiß
sey, so binde ihn, äusser dem natürlichenTriebe der Con-
servation , gar nichts an das Leben, und er sey bereit, so
bald ihn Gott Miefe, die Welt zu verlassen. Er beküm-
mere sich auch gar nicht darum, was etwa nach seinem
Tode mit feinem Körper vorgehen möchte. Er sey unter
der Aufsicht Gottes überall sicher aufgehoben.
Inzwischen, sagte er, will ich meine Zeit gewissenhaft
anwenden und mich bemühen täglich besser und Gott
wohlgefälliger zu werden. Ich lest in dieser Absicht, ich
bete, ich denke über meinen vorigen und itzigen Zustand
nach und vergleiche sie mit einander, ich rede mit den
Offrciers,aber ohneZudringlichkeit undAffeetation über
Religion und Tugend. Ich sagte in diesen Tagen einem
unter ihnen, daß man müder Bibel immer mehr bekant
würde/ daß man sie täglich verständlicher und ihren In-
halt lehrreicher fände, wenn man sie nur fleißig studirte.
O s Dieser-
der Tod nothwendig geworden wäre. — Gott wird
endlich, setzte ich noch hinzu / ihren künftigen Leib so bil-
dewwie erJhnen dort brauchbar seyn wird: er wird das
Unvollkommene, das hier nöthig war / von ihm abson-
dem. So ist z. Ex. der grobeStoff, aus welchem hier un-
serKörper befteht,eine nothwendigeUnvollkommenheit,
da wir hier mit lauter groben körperlichen Dingen um-
geben sind/ die wir mit Gliedern von feiner Materie gar
nicht würden handhaben können. Übergeben Sie also
Ihren Leib mit Ruhe und Hoffnung der Bewahrung
und Zubereitung des Wesens aller Wesen das jedes
Stäubchen, worin er zerfallen mag/ ganz gewiß kennt
und zu seinen Absichten brauchen wird. —
Der Graf versicherte mich hier / daß ihm der Tod
zwar nicht gleichgültig / aber doch auch nicht schrecklich
sey. Er könne und wolle es sich freylrch nicht verhehlen/
daß er grosse Ursache habe alles dasjenige zu bereuen /
wodurch er ihn beschleunigt habe. Da aber nun das nicht
zu ändern, und er der Vergebung seiner Sünden gewiß
sey, so binde ihn, äusser dem natürlichenTriebe der Con-
servation , gar nichts an das Leben, und er sey bereit, so
bald ihn Gott Miefe, die Welt zu verlassen. Er beküm-
mere sich auch gar nicht darum, was etwa nach seinem
Tode mit feinem Körper vorgehen möchte. Er sey unter
der Aufsicht Gottes überall sicher aufgehoben.
Inzwischen, sagte er, will ich meine Zeit gewissenhaft
anwenden und mich bemühen täglich besser und Gott
wohlgefälliger zu werden. Ich lest in dieser Absicht, ich
bete, ich denke über meinen vorigen und itzigen Zustand
nach und vergleiche sie mit einander, ich rede mit den
Offrciers,aber ohneZudringlichkeit undAffeetation über
Religion und Tugend. Ich sagte in diesen Tagen einem
unter ihnen, daß man müder Bibel immer mehr bekant
würde/ daß man sie täglich verständlicher und ihren In-
halt lehrreicher fände, wenn man sie nur fleißig studirte.
O s Dieser-