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Münter, Balthasar; Struensee, Johann Friedrich ¬von¬ [Oth.]
Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen und Königlichen Dänischen Geheimen Cabinetsministers Johann Friederich Struensee — Frankfurt & Leipzig, 1772 [VD18 13497685]

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https://doi.org/10.11588/diglit.30905#0091

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suf einem Canapee/ plötzlich in die Höhe gefahren;
er hatte dann wieder halbe Stunden lang in ernstem
Nachdenken mit herunrerhangenden: Haupte gelegen/
und mit tiefen Seufzern häufige Thranen vergossen.
Bey meinem Eintritt ins Gesängmß traf ich chn im
Gellert lefend an/ und lesend habe ich ihn immer
gefunden/ so oft ich zu ihm gekommen bin. Alle
Vernunft / sagt er müßte ich verjähren haben / wenn
ich nicht gestehen wollte/ daß ich so hätte leben
müssen/ wie es in diesem Buche gelehrt ist. Ach
hätte ich doch in meinem Glücke solche Bücher
gelesen! Ich weiß gewiss sie hätten mich überzeugt und
gebessert! Seme Mienen druckten viel Betrübniss
Scham und Unzuftadenheit mit sich selbst aus. Auf
meine Frage / wie er sich befinde/ antwortete er mir:
Seit gestern sehr unruhig. Ich kann es nicht genug be-
reuen/ daß ich so schlecht gelebt/ nach so bösen Be-
wegungsgründen gehandelt/ und so üble Mittel
angewendet habe. Meine itzigen Umstände und
mein Tod selbst bekümmern mich eben nicht; aber
meine schlechten Handlungen! Und es ist so ganz
unmöglich, daß ich eurige Ersetzung des Schadens,
leister: könne / den ich in der Welt.verursacht habe.
Ich bitte Sie/ wehrter Freund/ ermüden und ver-
lassen Sie mich nicht! — So sehr wich seine innigste
Betrübniß rührte / so war Sie ihm doch viel zu
heilsam, als daß ich schon hätte suchen dürfen ihn zu
beruhigen. Ich versicherte ihn also nur/ daß ich
mit seiner Unruhe sehr zufriden wäre. Sie würde
wie ich zu Gott Höfte ihn geneigt machen/ das ein-
zige Mittel der Beruhigung zu ergreift:: / das sich
ihm anzuzeigen wüßte.' Er könne freylich wenig
thun/'um das Uebel/ welches er verursacht habe/
wieder wegzunchmen. Aber es sey einer vorhan-
den/ der das bereits sür ihn gechan habe. d"
diesem müsse er, durch seine Gewissensangst getrie-
ben / seine Zusiucht nehmen. Wenn es nur nicht
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