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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0198
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178

Brtsbcschreibung.

und die nördlich daran stoßende Sakristei errichtet. Der letzte, den
ganzen Plan der Kirche verändernde Umbau geschah sodann zu Ende
des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts; die Jahreszahlen
gehen hier von 1497—1534.

Die Abmessungen der Kirche sind jetzt folgende: Die lichte Breite
des Langhauses beträgt im Ganzen 94 württemb. Fuß (1 w. F. —
0,286 in), hievon kommen auf die lichte Breite des Mittel-(Hoch)
schiffes 28, die lichte Breite des südlichen Seitenschiffes sammt den
Kapellen 27, ohne die Kapellen 19, auf die lichte Breite des nörd-
lichen Seitenschiffes sammt den Kapellen 31, ohne Kapellen 22 F.;
das südliche Seitenschiff ist also um 3 F., und seine Kapellen siud wieder
um 1 F. schmäler. Ohne Zweisel verhinderte das Stehenbleiben des
spätromanischen Thurmcs (s. Grundr.) die weitere Verbreiterung des
südlichen Seitenschiffes, man mußte seine Südmauer in die Südflucht
des Thurmes bringen. Die Entfernung eines Arkadenpfeilerkernes
vom andern beträgt 18 F., die ganze lichte Länge der Schiffe 150 F.
beiläufig, die ganze lichte Länge der Kirche 203 F., bievon kommt
auf den Chor bei 36 F. lichter Breite eine lichte Länge (samt dem
Triumphbogen) von 54 F. (oder 1^/e X 36). Wäre das südliche
Seitenschiff ebenso breit wie das nördliche gemacht worden, so hätten
wir eine äußere Breite der Kirche, welche die Hälfte der äuhern Länge
(214 F.) betrüge, aber auch so ist die Breiten- zur Längen- und
Höhenentwicklung außergewöhnlich groß. Die ganze Breite der ursprüng-
lichen Basilika war wohl nur 70 F., weil die noch nachweisbare
äußere des romanischen Hochschiffes 35 F. beträgt.

Betrachten wir die Kirche, die nach dem Gesagten von außen
keine einheitliche Wirkung machen kann, genauer. Die Westseite bildet jetzk
eine breite mit einigen spätgothischen Maßwerksfenstern belebte Fronte,
weil nach dem letzten Umbau zu Ende des 15. Jahrhunderts das
Hochschiff nur wenig über die Seitenschiffe emporragend gemacht wurde.
Das Portal erinnert noch an den ersten, und das streng gesüllte
Spitzbogenfenster des nördlichen Seitenschiffes an den zweiten Bau
dcr Kirche. Das Portal treppt sich dreimal mit je einem Säulchen
in der Ecke ein, die Kapitelle der Säulchcn wurden in der Renais-
sancezeit durch etwas unförmliche korinthische ersetzt und übcr ihnen
schließt sich die hier fortgesctzte so reiche Gliederung der Portalwände
in gedrücktem Spitzbogen zusammen; über ihm ein großes spätgothi-
sches Fenster. Die ganze Westseite der Kirche sitzt (wohl noch von
dem Brandschutte dcs Jahres 1696 her) viel zu tief im Boden, so
daß zum Portale sechs Stufen hinabführen; was seine Schönheit sehr
beeinträchtigt, und dann führen. erst noch einige Stufen aus den Boden
der Kirche hinab. Noch ist zu bemerken, daß oben in der Westfayade
 
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