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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 5.1902

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Kubitschek, Wilhelm: Eine römische Straßenkarte
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https://doi.org/10.11588/diglit.31257#0101

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seines Vaters uncl seiner Regierung der sogenannte capitolinische Stadtplan
ausgeführt worden ist. Sowie kein antikes literarisches Zeugnis für diesen
Stadtplan vorliegt, so ist auch eine Itinerarkarte, die über Befehl Caracallas ge-
zeichnet und öffentlich ausgestellt wurde, nicht sonst bezeugt, aber es wäre ver-
kehrt, sich an diesem Mangel zu stoßen, falls nur sonst gute Gründ'e für die
angedeutete Vermuthung in die Wagscliale gelegt werden können. Der Titel hat
nichts Auffälliges für die Copien der Originalkarte. Diese selbst kann nicht so
überschrieben worden sein, aber ihre Überschrift mag bereits die Elemente der
späteren Überschrift entlialten haben, z. B. Imp. Caesar M. Aur. Antoninus
Augustus — — totum orbem terrarum cuni — — itinerariis provinciärum
spedandum proposuit; fecerunt (oder fecit) . . . oder sonst ähnlich. 64) Dass dann die
auf Befehl des Antoninus Augustus ausgeführte Karte als seine Karte bezeichnet
wird, ist eine erlaubte Redefreiheit und nicht weniger berechtig't als etwa der
bequeme Ausdruck codex Theodosianus, der zur Bezeichnung des von Kaiser Theo-
dosius II einer Commission von Juristen zur Ausführung überwiesenen Corpus
iuris principalis, und zwar bereits in diesem Corpus selbst, verwendet wird. 66) Die
Versuchung, anzunehmen, die Weltkarte sei etwa als ein Pendant zum sogenannten
capitolinischen Stadtplan aufzufassen, der zwischen den Jahren 203 und 208 ent-
standen ist, liegt so nahe, dass ich nicht weiß, wie man ihr Widerstand entgegen-
setzen könnte. Einen positiven Beweis wüsste ich allerdings nicht anzutreten.

In welchem Stoffe und in welcher Kunstübung das Werk ausgeführt war,
zu ermitteln vermag ich nicht. 66) Es bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Die

° 4) Die Weltkarte des Theodosius hatte eine
ähnlicli gefasste, metrische Aufschrift, aus der ich die
wiclitigsten Stellen wiederhole (Dicuil 5, 4):
hoc opus egregiutn, quo inuttdi sumina ienetur,
aequora, quo montes, flitvii, portus, freta et urbes
signantur, cunctis ut sit cognoscere promptum,
quicqttid ubique latet, . . .

Theodosius princeps venerando iussit ab ore
confici, tcr qttiris apcrit cum fascibus annum.
supplices hoc famuli, dum scribit pingit et alter
mensibus cxigtiis, vetertnn monumcnta secuti,
in metius reparetnus opus culpamqtie priorum
lollimus ac totum breviter comprendimus orbem.

65.) Es eriibrigt übrigens auch noch die Annahme,
dass das Gemälde oder das Mosaik, aus dessen
Linien It. Ant. hervorgewachsen ist, in der Auf-
schrift nicht als Werk eines Antoninus Augustus
bezeichnet worden sei, sondern in einer von diesem
gegriindeten oder ihm dedicierten Baulichkeit sich

befunden habe, und dass der Excerptor diese Welt-
karte nacli ihrem Aufbewahrungsort bezeichnet habe$
etwa wie der Chef der Bibliothek der domus Tibe-
riana auf dem Palatin von Kaiser Marcus Tibcrianus
bibliothecarius (an Fronto 4, 5) genannt wird. Doch
verhehle ich mir nicht, dass diesem zweiten Even-
tualitätsfall weit weniger Wahrscheinlichkeit als dem
ersten zukommt.

66) Über die Literatur zur Weltkarte Agrippas
orientiert ziemlich vollständig Gardthausen, Augustus
und seine Zeit II 54g, über die Vorstellungen von
ihrem Aussehen I 937 ff.; II 550 ff. Ich glaube,
ohne irgendwie sonst mit der einen oder der
anderen Vorstellung mich hier abfinden zu wollen,
dass TaXXa TcoixiXpaTa oacov jisaTÖg ’ saTtv ö 'gwpo-
'ppacpiKÖc, TCtva^, den Müllenhoff und andere auf die
Weltkarte des Agrippa beziehen wollen, von den
Vignetten und Bildclien dieser Karte zu ver-
stehen ist.

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