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wie die Landkarte lehrt, in einer g-eraden Linie liegen.“ Doch fügft er selbst
hinzu, „dass die Worte so klingen, als ob von einer wirklichen historischen Be-
gebenheit die Rede wäre.“
Dass dieses Beispiel einen Flottenzug schildert, ist aus der Nennung der
drei Orte: Lemnos, Thasos, Abydus sicher. Die Zahl der Landungstruppen, die
eine Flotte an Bord führt, wird immer eine beschränkte sein. Viminacium liegt
in der Nähe der Moravamündung, an der mittleren Donau. Wie soll ein Flotten-
führer mit einem Landungscorps in jenen Zeiten sich überhaupt den Weg durch
das unwegsame Gebirge und zahlreiche, streitbare Völker von der makedonischen
Küste bis an die niittlere Donau gebahnt haben, um nach einer Niederlage quer
durch die Balkanländer nach Asien zurückzukehren ? Und welche politische Lage
sollen wir uns denken, wo ein derartig abenteuerlicher Zug militärisch geboten war?
Dagegen haben die älteren Herausgeber, von dem richtigen Gedanken ge-
leitet, dass dieser Flottenzug im nordöstlichen Theile des ägäischen Meeres ver-
läuft, in dem verdorbenen Namen die Stadt Lysimachia auf dem thrakischen
Chersones erkannt. Es gibt auch in der Geschichte Roms eine militärische und
politische Lage, die einen Flottenzug, wie er dem Auctor ad Herennium vor-
schwebt, möglich erscheinen lässt. — Und zwar ist dies der Flottenzug des
Lucullus in dem Kriege, den Sulla gegen Mithradates führte. Die Flotte, welche
Lucullus gebildet, hatte die Aufgabe, die Verbindung des Gegners im ägäischen
Meere zu unterbrechen und den römischen Feldherrn, im Falle eines Vormarsches
nach Asien, den Weg über den ITellespont zu sichern, d. h. gerade das zu thun,
was als das Resultat der Unternehmungen jenes Unbekannten erscheint. Wir
wissen, dass, während Sulla in GrieChenland focht, die festen Plätze an der thra-
kischen Küste in den Händen des Feindes blieben 2 3) und dass Lucullus nach sieg-
reichen Seekämpfen im Besitze von Abydos war. 3) Von allen Waffenplätzen an
der thrakischen Küste war aber Lysimachia der wichtigste, schon wegen seiner
Lage auf dem thrakischen Chersones, dem Übergangslande nach Asien. 4) Es
war für Lucullus ebenso wichtig, diesen Ort wegzunehmen, als für die Feldherrn
des Mithradates, ihn zurückzuerobern. Demnach liegt die Möglichkeit vor, diese
Stelle auf den Flottenzug des Lucullus zu beziehen.
Premerstein hat die Coniectur von Marx als historische Thatsache behandelt 5)
und deshalb Viminacium als das älteste Legionslager Moesiens bezeichnet.
2) Appian, Mithr. 55. kennen.
3) Appian, Mithr. 50. Der Befehl Sullas an 4) Vgl. Mommsen, Röm. Gesch. I 723; II 60.
Lucullus, auf Abydos vorzugehen, lässt dies er- 5) Jahreshefte IV Beiblatt 78 und 110.
wie die Landkarte lehrt, in einer g-eraden Linie liegen.“ Doch fügft er selbst
hinzu, „dass die Worte so klingen, als ob von einer wirklichen historischen Be-
gebenheit die Rede wäre.“
Dass dieses Beispiel einen Flottenzug schildert, ist aus der Nennung der
drei Orte: Lemnos, Thasos, Abydus sicher. Die Zahl der Landungstruppen, die
eine Flotte an Bord führt, wird immer eine beschränkte sein. Viminacium liegt
in der Nähe der Moravamündung, an der mittleren Donau. Wie soll ein Flotten-
führer mit einem Landungscorps in jenen Zeiten sich überhaupt den Weg durch
das unwegsame Gebirge und zahlreiche, streitbare Völker von der makedonischen
Küste bis an die niittlere Donau gebahnt haben, um nach einer Niederlage quer
durch die Balkanländer nach Asien zurückzukehren ? Und welche politische Lage
sollen wir uns denken, wo ein derartig abenteuerlicher Zug militärisch geboten war?
Dagegen haben die älteren Herausgeber, von dem richtigen Gedanken ge-
leitet, dass dieser Flottenzug im nordöstlichen Theile des ägäischen Meeres ver-
läuft, in dem verdorbenen Namen die Stadt Lysimachia auf dem thrakischen
Chersones erkannt. Es gibt auch in der Geschichte Roms eine militärische und
politische Lage, die einen Flottenzug, wie er dem Auctor ad Herennium vor-
schwebt, möglich erscheinen lässt. — Und zwar ist dies der Flottenzug des
Lucullus in dem Kriege, den Sulla gegen Mithradates führte. Die Flotte, welche
Lucullus gebildet, hatte die Aufgabe, die Verbindung des Gegners im ägäischen
Meere zu unterbrechen und den römischen Feldherrn, im Falle eines Vormarsches
nach Asien, den Weg über den ITellespont zu sichern, d. h. gerade das zu thun,
was als das Resultat der Unternehmungen jenes Unbekannten erscheint. Wir
wissen, dass, während Sulla in GrieChenland focht, die festen Plätze an der thra-
kischen Küste in den Händen des Feindes blieben 2 3) und dass Lucullus nach sieg-
reichen Seekämpfen im Besitze von Abydos war. 3) Von allen Waffenplätzen an
der thrakischen Küste war aber Lysimachia der wichtigste, schon wegen seiner
Lage auf dem thrakischen Chersones, dem Übergangslande nach Asien. 4) Es
war für Lucullus ebenso wichtig, diesen Ort wegzunehmen, als für die Feldherrn
des Mithradates, ihn zurückzuerobern. Demnach liegt die Möglichkeit vor, diese
Stelle auf den Flottenzug des Lucullus zu beziehen.
Premerstein hat die Coniectur von Marx als historische Thatsache behandelt 5)
und deshalb Viminacium als das älteste Legionslager Moesiens bezeichnet.
2) Appian, Mithr. 55. kennen.
3) Appian, Mithr. 50. Der Befehl Sullas an 4) Vgl. Mommsen, Röm. Gesch. I 723; II 60.
Lucullus, auf Abydos vorzugehen, lässt dies er- 5) Jahreshefte IV Beiblatt 78 und 110.