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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 5.1902

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Kubitschek, Wilhelm: Die Münzen der Ara Pacis
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https://doi.org/10.11588/diglit.31257#0174

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1Ö4

Es ist mir sehr auffällig' erschienen, dass für clie Salus Augusti, die Providentia
und die Pax auf Münzen der gleiche Ausdruck durch einen Altarhof mit Flügel-
thür gewählt ist, und es war nicht leicht, sich des Gedankens zu erwehren, dass
wir es immer mit demselben Bau zu thun haben, innerhalb dessen ebensowohl
die ara Pacis als die der Providentia und der Salus standen; natürlich so, dass
die Pax, deren Cultbild und Altar in und vor der Nische der Rückwand stand,
das ganze Bauwerk beherrschte. Platz wäre in dem 9 111 ins Geviert messenden
Hof für mehr als einen Altar vorhanden, uncl gegen dieses Nebeneinander wäre
wohl auch von vornherein, nämlich ohne eine Untersuchung des (noch aufzu-
deckenden) Standortes der Ara Pacis, nichts Entscheidendes einzuwenden. Aber
ein anderes Bedenken spricht zu schwer gegen diese Annahme, so dass sie fallen
musste: ich weiß kein Analogon dafür, dass auf Münzen dasselbe Bauwerk, etwa
ein Tempel mit verschiedenen Inventarstücken, z. B. verschiedenen Cultbildern
im mittleren Intercolumnium, zum Ausdruck verschiedener Beziehungen erscheine.
Auch ist es nicht gut denkbar, dass der Altarhof, der a potiori 10) ara Pacis
heißt: weil er den Altar der Pax einschließt, irgendwie in der KunstSprache
einen andern Altar, der etwa in ihm eingeschlossen war, oder dessen Einfriedung
andeuten konnte. Somit bleibt nichts übrig, als die stilistische Verwandtschaft der
Altarhöfe der ara Pacis, der ara Providentiae und der ara Salutis Augusti auf
Grund der Münzbilder anzunehmen: als einen Bautypus, dem die augusteische
Zeit eine besondere P'orm aufgedrückt hat, und für den wir außer ihr vorläufig
keine Verwendung bezeugt finden; denn der Altar der Pietas aus Marcus’ Zeit
und die Consecrationsaltäre noch späterer Decennien sind nicht schlechtweg mit
diesen augusteischen Altarhöfen zu verbinden. Ein anderes Zeugnis für den gleich-
artigen Aufbau dieser gleichzeitigen Altarhöfe als die Münzstempel besitzen wir
nicht; aber die Münzstempel dürften für diesen Beweis genügen. Auch steht die
Kunst der Stempelschneider der neronischen und der domitianischen Zeit zu hoch
über dem Verdacht, dass sie für verschiedenartige Gegenstände, z. B. um ver-
schiedenartige Altäre auszudrücken, denselben Münztypus, der einmal im Stempel-
archiv auflag, copierten, ohne Rücksicht darauf, ob er auch wirklich bei der
neuen Beziehung zutreffe.

Wien, April 1902. WILHELM KUBITSCHEK.

10) also in übertragenem Sinne. Icb verweise aus Militärdiplomen zusammengetragenen topographi-
auf die Analogie der Benennung der ara genlis sclien Bezeichnungen, namentlich inpodio araegeniis
Iuliae: nicht bloß der Altar, sondern auch sein luliae parte cxteriore (wenn nicht etwa dexteriore zu
Sockel, also der ganze Baucomplex wird hier als ara lesen sein sollte).
bezeichnet: vgl. die von Mommsen CIL III 2034
 
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