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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 5.1902

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Beiblatt
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Heberdey, Rudolf: Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesus
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https://doi.org/10.11588/diglit.31257#0253

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BEIBLATT

Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesus.

v.

Wiederholt aus dem Anzeiger der philosophisch-liistorischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissensckaften in Wien
vom 5. März 1902 n. VII; vgl. Jahreshefte III Beiblatt 83 ff.)

Die Ausgrabungen des österreichiscben archäo-
logischen Institutes in Ephesus wurden in den Herbst-
monaten der beiden letzten J'ahre weitergefiihrt, wo-
für wie bisher Prof. G. Niemann und Architekt W.
Wilberg, 1901 für einigeWochen auch Dr J. Zingerle
ihre Beihilfe liehen. Auch Herr Hauptmann Schindler
konnte 1901 neuerlich sich dem Unternehmen widmen
und verwendete einen zweimonatlichen Aufenthalt zur
Aufnahme eines Detailplanes fiir das angekaufte Ter-
rain und das angrenzende Stadtgebiet.

Um in die Gesammtanlage des Hafenviertels
der Stadt weiteren Einblick zu gewinnen und sodann
systematisch Einzelobjecte in Angriff nehmen zu
können, wurde die bereits 1899 angegrabene Straße,
die sich als flache, etwa am Nordende des Scenen-
gebäudes beginnende Terrainfurche bis zum Hafen
verfolgen ließ, vollständig aufgedeckt. Sie ist über
einen halben Kilometer lang, elf Meter breit, mit
Marmor gepflastert und war beiderseits von etwa
fünf Meter tiefen Säulenhallen begleitet, deren Fuß-
boden ein grobes, dreifarbiges Mosaik mit einfachen
geometrischen Ornamenten bedeckte. Die meist in
situ erhaltenen Basen, sowie die in großer Zahl auf-
gefundenen Säulen und Capitäle sind fast durch-
gängig aus älteren Bauten herübergenommen. Da
sicli von Gebälk nichts, dagegen vielfach Reste von
Mörtelmauerwerk vorfanden, darf geschlossen werden,
dass die Säulen durcli Ziegelbogen, über denen sich
die Dachconstruction erhob, verbunden waren. Die
Rückwand der Halle bestand aus Bruchsteinmauer-
werk und ist von zahlreichen Thüren durchbrochen,
welche wohl in rückwärtige Verkaufsräume führten.
Als Sturz einer solchen Thür diente die im vorigen
Berichte veröffentlichte Abgarosinschrift.

Die ganze Anlage ist spätrömisch. Näher datiert
Jahresh'efte des österr. archäol. Institutes Bd. V Beiblatt.

sie eine im östlichen Drittel der Südhalle gefundene
Inschrift, die auf einer 1*30^ hohen, 0*56 m breiten,
0*37 m dicken Marmorquader nach Tilgung einer älte-
ren nachlässig in 0*045 m—0*050“ hohen Buchstaben
eingegraben ist:

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Die Straße war somit nach dem Kaiser Ar-
kadios (395—408 n. Chr.) benannt und wohl unter
seiner Regierung angelegt; Bautbätigkeit iii dieser
Epoche bezeugt auch eine andere ephesische In-
schrift (Brit. Mus. 534): <X>op0£ GsoSoatavög. Diese
Datierung ist von Wert für einige mit dem Kreuz-
zeichen gesclimückte Capitäle und Kämpfer, wovon
Fig. 12 und 13 Proben geben.
 
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