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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 5.1902

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Nowotny, Eduard: Neue norische Inschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.31257#0312

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17 2

171

O T

V

N 1

M O C

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O N 1

F • B A R D

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M A 1 R 1

ETADIVTOR

1! R

ATRI ET

SIB ET BAA'ON

E 0

?.//////

Otuni

Mocconi[s

f(ilio) Bardo ma[ie]r
et Adiuiori [f]ralri et

5 sib(i) et Banon{a)e [ob(itae) ann(orum) . . .?

Der Stein ist mit Ausnahme der linken unteren
Hälfte stark ausgewaschen, so besonders der Grund
vor und nach dem ersten Worte.

Z. 2 fin.: der Rest des I sclieint sicher. Z. 3:
das D auffallend breit, aber sicher; darnach viel-
leicht Rest eines Punktes; beim M die erste Hasta
vertical und, wie es scheint, irrthümlich verlängert;
am Ende nach R hart am Rande scheinbar Rest
einer Verticalhasta: wohl nur zufällige Verletzung
des Steines. Z. 4 ist ersichtlich später und von
gröberer Hand eingehauen und noch später ET am
Sclilusse und die ganze fünfte Zeile, deren letztes
Drittel wie durch Rasur zerstört erscheint. Z. 5:
alles nach BANON E (statt -ae, vgl. unten S. 177
Z. 11) Kommende ist unsicher, vielleicht: ob[(itae)
ann(orum . . .]

Die Inschrift ist wichtig wegen ihrer keltischen
Namen. Dem latinisierten Dativ OTVNI entspricht
der aus dem Genitiv Attunis (CIL III 4937 und
6504, vgl. Attonis ib. S 11699 Z. 4) zu erschließende
und wahrscheinlich in 4953 A//IVNI verborgene
Dativ Attuni (vgl. die weiblichen Dative Aracuni
4937 und TAPARVN 5469), zu dem der keltische
(masculine) Nominativ Attu lauten muss. Hier werden
wir also mit Prof. R. Much, dem ich in dieser Sache
freundlichst ertheilten Rath verdanke, die Nominativ-

2) Wird jetzt bestätigt durch CIL III Suppl.

Add. postr. n. 14368 4, wo Hirschfeld . . . Otu

Senonis f(i'lia) . . . liest. Es sei übrigens daraii er-
innert, dass Pauli, Altital. Forschungen III 304 die
Formen Atto (Ato C III 6503), den Nominativ zum
Genetiv Attunis (s. o.) und den latinisierten Nomi-
nativ Atunus (C 4952) für illyrisch-venetisch hält.

form OTV anzusetzen haben, 2 *) was nicht bloß
Feminin, sondern auch Masculin sein kann.

Der Vatersname Mocco kommt, u. zw. ebenfalls
in der Genitivform Mocconis zusammen mit der ganz
ähnlich gebildeten Nominativform Vecco vor auf der in
S. Remigio bei Pallanza, also ebenfalls auf keltischem
Sprachboden gefundenen Grabschrift CIL V 6644.
Moco ist auch nach Mommsen zu lesen in der Schluss-
zeile der Genueser Bronzetafel ib. 7749 (häufiger ist
die Form Mocus, doch auch Moca). Ähnliche Bildung
zeigt der Name Lucco (Seckauer GraJ>stein eines
Norikers aus der ersten Kaiserzeit im Grazer Joanneum
CIL III 5368, und verwandt sind die durch ein
Suffix erweiterten Namensformen Voccio (bekanntlich
Name eines norischen Königs bei Caesar b. Gall. I
53) und Buccio, Sohn eines Ressimarus CIL III
5469. Nach Much liegt hier, oder überhaupt in den
Fällen, wo einstämmige keltische Namen mit Doppel-
consonanz neben solchen mit einfacher Consonanz
erscheinen, „hypokoristische Gemination und Assimi-
lation“ vor.

Bardo in Z. 3 wird als Nominativ, d. h. als der
zu erwartende Name der Mutter aufzufassen sein.
Allerdings scheinen gerade für dieses Wort als
Frauennamen die Belege zu fehlen, obwohl der
Nominativausgang -o auch bei weiblichen Kelten-
mamen sich findet: Banno (mehrfach im Index von
CILV); Cermo XII 4919; Bito 4066; Diseto 3603;
Sollo 4150 u. s. w. Für den entsprechenden männ-
lichen Namen Bardus (vgl. den bekannten Gattungs-
namen bardos) genüge es, folgende Beispiele anzu-
füliren: Das Mil. Dipl. III ist ausgestellt Cattao
Bardi f. Helvetio; in CIL III 4575 erscheint ein
Veteran der Ala I Flav. Brittonum T. Flavius
Bardus; vgl. auch 4838, wo eine Iulia Bardi f. Elio-
mara als Frau eines Aedilen (von Virunum?) genannt
wird. Von besonderem Belang ist aber, dass in der
nicht weit von unserem Steine gefundenen Inschrift
CIL III 5473 dieser Name als der des Vaters(?)
einer Frau Banona erscheint. Hier finden wir also
zwei Namen vereint, die auch auf unserer Inschrift

Für OTV stellt die Filiation sowohl auf unserer
Inschrift als auch namentiich die auf der eben an-
geführten 14368 4: Senonis f. die keltische Natur
ebenso außer allen Zweifel wie etwa bei Vindu (CIL
III S 11705 Vindu Comatillae vgl. mit Mil. Dipl.
XXXV Mogetissae Comatulli f. Boio).
 
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