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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 15.1912

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Sitte, Heinrich: Eine archaistische Frauenfigur
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https://doi.org/10.11588/diglit.45420#0281

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Eine archaistische Frauenfigur.
Tafel III und IV.

Das auf Taf. III und IV abgebil-
dete Köpfchen ist im Dezember 1911
aus dem Nachlasse' des Tiroler Histo-
rienmalers Josef Kastner1) in die Samm-
lung des Herrn Professor Franz von
Matsch2) übergegangen, in der ich es
bald darauf kennen lernte. Dem liebens-
würdigen Entgegenkommen Herrn
Professors von Matsch verdanken wir
die Möglichkeit, das durch einzelne
Details und durch seinen gewinnenden
Gesamteindruck beachtenswerte Köpf-
chen in entsprechenden Aufnahmen
vorlegen zu können. Während der Be-
arbeitung des Wiener Köpfchens lernte
ich zwei weitere Repliken desselben
Originales in London und in der Villa
Albani kennen; dank der freundlichen
Vermittlung der Direktion des Bri-
tish. Museums und dank der unein-
geschränkten Förderung durch Arndt
und Amelung können auch diese beiden


172: Köpfchen der Sammlung v. Matsch.
Repliken näher besprochen worden.

Das Wiener Köpfchen ist der beiläufig zu einer Büste zurechtgemeißelte

Rest einer etwas unterlebensgroßen archaistischen Marmorstatuette. Es kann nicht

*) Dorotheum, k. k. Versteigerungsamt Wien,
CCXVI. Kunstauktion, Sammlung Kastner. Das
archaistische Köpfchen ist im Auktionskatalog S. 21
unter n. 90 verzeichnet und auf Tafel XXXV ab-
gebildet. Der im Jahre 1871 in Wien verstorbene
Herr Kastner hatte, wie ich durch freundliche Mittei-
lung seines Sohnes erfahre, in den Vierzigerjahren
des vergangenen Jahrhunderts im Wiener Kunsthandel
zwei antike Marmorköpfe erworben: den Porträtkopf
eines Römers und ein archaistisches Frauenköpfchen.
Beide waren ungefähr gleichgroß, auf gleichen Posta-
menten befestigt und zeigten durchaus an den antiken
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XV.

und modernen Teilen die gleiche ziemlich starke Ver-
witterung, so daß die Vermutung nahelag, daß beide
Denkmäler einige Jahrzehnte hindurch als Pendants zur
Dekoration einer Balustrade oder eines Lusthauses in
einem Altwiener Garten verwendet worden wären; dort-
hin mögen sie aus Rom in der zweiten Hälfte etwa
des achtzehnten Jahrhunderts gebracht worden sein.
2) S. „Österreichische Kunsttopographie“ Bd. 2
S. 42lff. Fig. 539 — 547; besondere Beachtung ver-
dient unter den Antiken der Sammlung eine helle-
nistische Kindergruppe aus Marmor, auf die ich noch
einmal eingehend zurückkommen zu können hoffe.

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