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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 15.1912

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Keil, Josef: Forschungen in der Erythraia II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.45420#0319

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Forschungen in der Erythraia II.

Im Anschluß an meine Durchforschung der
Mimashalbinsel, über welche im vorigen Jahrgang
dieser Zeitschrift berichtet ist1), habe ich im Sep-
tember 1910 die südliche Hälfte der Erythraia be-
reist, um unsere Kenntnis der Topographie und der
Besiedlungsgeschichte der erythräischen Landschaft
weiter zu fördern. Ich begann wieder in Moldowan,
besuchte zunächst die von mir 1909 übergangene
Ortschaft Owadzik in der Mimashalbinsel und durch-
zog dann neun Tage lang das ganze erythräische
Gebiet zwischen dem Isthmos von Gülbaghtsche, der
Grenze gegen Klazomenai und Teos2), und dem
Hafen von Tschessme, von dem ich schließlich nach
Chios übersetzte, um die Revision einiger aus Ery-
thrai dorthin gebrachter Inschriften vorzunehmen3).
AVie im vorigen Bericht habe ich auch diesmal in
der beigegebenen Kartenskizze (Fig. 45), welche unter
Zugrundelegung von H. Kieperts Karte des westli-
chen Kleinasiens hergestellt ist4), die wichtigeren von
mir konstatierten antiken und byzantinischen Orts-
lagen mit fortlaufenden Ziffern bezeichnet und gebe
zu diesen zunächst kurze Erläuterungen.
2. Moldowan. Ein zweiter Besuch der antiken
Ansiedlung an der Hafenbucht ergab nicht nur neue
Anhaltspunkte für ihre große Ausdehnung in römi-
scher und byzantinischer Zeit, sondern lieferte auch
eine, wenn auch nur geringe, Anzahl von Scherben
des sechsten und fünften Jahrhunderts v. Chr., die
ich aus dem Uferrideau beim Dei’rmen-Burnu heraus-

Jahreshefte XIII (1910) Beiblatt 5 ff.
2) Einige weitere Beobachtungen über die Be-
siedelungsverhältnisse des teischen Teiles des Isthmos
machte ich auf einer Fußwanderung von Ssighadzik
(Teos) nach Wurla (Klazomenai) im September 1911.
3) Jahreshefte XIV (1911) Beiblatt 49 ff.
4) Die Karte der erythräischen Halbinsel von
D. Pawlidis (Ή Ερυθραία χερσόνησος μετά του κόλ-
που τής Σμύρνης υπό Δημητρίου Γ. Παυλίδου, Leipzig
J. D. Nerantzi), welche mir bei Abfassung meines
ersten Artikels noch unzugänglich war, bedeutet, was
die Ortsnamen und einige Details anlangt, einen
wesentlichen Fortschritt über H. Kiepert (Spezialkarte
des westl. Kleinasiens, Bl. VII), ist aber in der
Terraindarstellung ganz unselbständig. A. Philipp-
sons seither erschienenes Kartenblatt (Topogr. Karte
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XV Beiblatt.

zog. Daß der Platz jedoch bereits in prähistorischer
Zeit besiedelt war, beweist die Fig. 46 reproduzierte
Flasche, welche zusammen mit zwei großen schmuck-
losen Biigelkannen und einem Doppelgefäß von der
Form eines Salzfasses in einem Grabe bei Moldowan
gefunden wurde. Sie ist dickwandig auf der Töpfer-
scheibe hergestellt, mit einem nur in Spuren erhalte-
nen rotbraunen Überzug versehen und mit einge-
ritzten Strich- beziehungsweise eingedrückten Kreis-
ornamenten sehr sorgfältig verziert. Die vier an der
dicksten Stelle des Gefäßbauches angeordneten Henkel-
ansätze sind nicht durchbohrt. Alle vier Gefäße be-
stehen aus grauem, stark gebranntem Ton und sind
mit den Funden P. Gaudins in der Nekropole von
Yortan in Mysien5) nahe verwandt6).
27. Owadzik. Der antike Ort am oberen Ende
des gegen Elen Chodza führenden Tales lag zehn
Minuten südwestlich des heutigen nur sechs Häuser
zählenden Dorfes und war nach den die Halde in
ziemlicher Ausdehnung bedeckenden Trümmern in
später Zeit nicht unbedeutend.
28. Poiras Gjöl. Der jetzt unbewohnte lang-
gestreckte Übergangssattel von ungefähr 220’" See-
höhe, in dessen Mitte der kleine als Viehtränke
dienende Tümpel Poiras Gjöl liegt, trägt die ebenso
ausgedehnten wie merkwürdigen Ruinen einer großen
Ansiedlung. Allsogleich nachdem man, von Baly-
klawa aufsteigend, die Höhe gewonnen hat, bemerkt
man viele Mauerzüge, die aus rohen Feldsteinen
des westl. Kleinasiens, Blatt 3) gibt die Straße von
Tschessme nach Wurla viel richtiger als R. Kiepert
(Karte von Kleinasien Bl. C I2), sonst aber wenige
Verbesserungen. Vgl. jetzt auch desselben Reisen
und Forschungen im westl. Kleinasien II (Petermanns
Mitt. Erg.-H. 172) bes. S. 40 ff. und die beigegebene
überaus verdienstliche geologische Karte des westl.
Kleinasien Bl. 3, welche allerdings, wie nicht anders
möglich, nur im näheren Umkreise der eigenen
Routen des Verfassers auf größere Genauigkeit An-
spruch erheben kann.
5) Comptes rendus de l’academie des inscr. etc.
1901 p. 810 ff.
6) Über zwei „klazomenische“ Sarkophage aus
Moldowan (Jahreshefte a. a. O. S. 11) vgl. L. Kjellberg,
Jahrbuch XIX (1904)8.151 f. und XX (1905) S. 192ff.

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