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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 15.1912

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Škorpil, Karel: Grabfund in Balčik
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https://doi.org/10.11588/diglit.45420#0345

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ΙΟΙ

102

Grabfund in Balcik.

Die Stadt Balcik liegt an der Stätte des alten
Dionysopolis 35 Kilometer nordöstlich von Varna an
dem 2I51“ hohen Absturze, mit dem das Plateau der
Dobrudscha zum Schwarzen Meere abfällt. Eine tiefe
Schlucht durchzieht das Areale der Stadt und scheidet
es in zwei Teile: einen größeren, westlich gelegenen,
wo sich über den Ruinen vonDionysopolis die moderne
Stadt ausdehnt, und einen kleineren östlichen, der
das Zigeunerviertel und die alten türkischen Fried-
höfe umfaßt.

ein Rechteck von 6'2O : 5'oom äußerer Seitenlänge
und bestand aus einer unterirdischen Grabkammer
und einem tempelartigen Aufbau, von dem indes
nur noch einzelne Glieder vorhanden sind.
Die im rechten Winkel zur Längsachse des
Baues orientierte unterirdische Cella ist 2’8om lang,
2'3Om breit (vgl. den Schnitt Fig. 74). Ihre Wände
werden von in den gewachsenen Boden eingelassenem
und mit Mörtel gebundenem Bruchsteinmauerwerk

Die heutige Stadt baut sich vom Meeres-
ufer in drei durch steile Abhänge vonein-
ander geschiedenen Terrassen bis auf die
Höhe des Plateaus der Dobrudscha auf;
über der Hafenniederung liegt die erste
Terrasse mit dem Gemeindehause, dem
Stadtparke und dem Bezirksamte; auf der
nächstfolgenden das Gebäude des Pro-
gymnasiums, die neue Kathedrale und die
Solak-Dschamie, während das dritte, höchst-
gelegene Viertel „Gemidzi-Mahale“ bereits
die Höhe des Dobrudschaplateaus einnimmt.
Das alte Dionysopolis scheint sich über
das ganze Areale der modernen Stadt, mit
Ausnahme des Zigeunerviertels, erstreckt zu
haben. Reste alter Befestigungen haben sich
noch auf dem Plateau der Dobrudscha und
auf der Höhe westlich der Schlucht erhalten.
Die Hauptmasse der Altertumsfunde kam
indes auf der zweiten Terrasse zutage, die
sich ungefähr in der Mitte des Hanges ent-
lang zieht. Hier wurde auch im Juli 1907
vor dem Garten des Progymnasiums bei


Aushebung einer Kalkgrube der im folgenden be-
schriebene Grabbau freigelegt, der ebenso durch
seine Anlage wie durch den seltenen Glücksfall,
daß aus der unversehrten Grabcella das Inventar an
Beigaben fast vollzählig geborgen werden konnte,
besondere Beachtung verdient. Leider verstrichen
einige Tage, ehe die Kunde von dem Funde nach
Varna gelangte, so daß ich, als Delegierter der archäo-
logischen Gesellschaft an Ort und Stelle entsendet,
von dem Inhalte der Grabkammer nur weniges mehr
in situ antraf.
I. Der Grabbau.
Der, mit geringer Abweichung gegen Südost,
nach Norden orientierte Grabbau bildet im Grundriß

gebildet, das mit gewöhnlichem Mörtel verputzt war.
Auf Widerlagern, die aus dem Mauerkern der beiden
Langseiten ausgespart sind, ruht ein aus schmalkantig
verlegten Ziegeln errichtetes Tonnengewölbe auf, das
den Raum mit l'85m Scheitelhöhe überdeckt. Von
den für die Errichtung dieser Einwölbung verwendeten
Holzverschalungen sind Abdrücke der Bretter im
Mörtel noch wahrzunehmen. Für die Herstellung
wurden zweierlei Ziegel verwendet: quadratische von
O'35m und rechteckige von 0-35 : 0-17“ Seitenlänge,
welch letztere, abwechselnd mit den quadratischen
hoch und querkant geschichtet, einen ineinander
greifenden Verband ergaben.
Die Längsseiten der Grabkammer werden von

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