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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 15.1912

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Weiss, Jakob: Ein Militärdiplom aus Salsovia
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Klein, Wilhelm: Zu Jahreshefte XIV (1911) S. 98 ff.
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https://doi.org/10.11588/diglit.45420#0433

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W. Klein, Zu Jahreshefte XIV (1911) S. 98 ff.

280

Der Anfang des Diploms ist auf Grund des
Datums im wesentlichen sicher: Imp. Nerva Caesar
Ang. pontif. max. trib. polest, cos. III. p. p. equi-
libus et peditibus, qui militant in.et sunt
in Moesta inferior\e usw.

Die Rückseite des Fragmentes B zeigt noch
Cognomina: Proti, Restituti, Agathopi, Hermetis,
Nymphodoti der Namen von fünf Zeugen.
El bogen, Jänner 1913. JAKOB WEISS

Zu Jahreshefte XIV (1911) S. 98 ff.

Im Jahrbuch des kais. deutschen archäolo-
gischen Institutes Band XXVII (1912) S. 199 ff.
ist von Georg Dehn (München) ein Aufsatz unter
dem Titel „Die Statue des Joven Orador in Madrid“
erschienen, der mir eine, wenn auch kurze Erwide-
rung abnötigt. Zunächst soll mit besonderem Danke
von der Beobachtung Gebrauch gemacht werden,
„als verwandt darf bezeichnet werden: die Statue,
die in den M011. Matteiana I. 35 und danach bei
Clarac R. I 398 veröffentlicht, jetzt verschollen ist“.
Wenn man die offenbaren Ergänzungen in Abzug
bringt, so hat man aber nicht mehr einen „Ver-
wandten“, sondern eine wirkliche Replik des
Hermes unserer Gruppe vor sich und damit ein
neues Zeugnis ihres Ruhmes. Doch das war nicht
die Absicht des Herausgebers, der gegen die Existenz
der Gruppe zu Felde zieht. Unmittelbar vor der an-
geführten Stelle nennt er meine Heranziehung des
Münzbildes von Anchialos „vollständig verfehlt“:
„I. läßt sich keine Spur einer Herme erkennen;
2. fehlt das Gewandstück; 3. weicht die Stellung des
1. Beines ab, das nicht zurück, sondern kreuzweise
vor das rechte gestellt ist“. Nun ist aber die Herme
von der Basis an bis oben ganz deutlich zu sehen,
nur die porträtgetreue Wiedergabe des Kopfes kann
man billigerweise vom Stempelschneider nicht ver-
langen und auch das Gewandstück auf der Münze
zu vermissen, blieb Dehn vorbehalten; die Stellung
der Beine entspricht aber genau der des „Joven
Orador“. Bringen wir dies Resultat auf die kürzeste
Formel: Dehn kann eben nicht sehen. — Nun kommt
der Hauptschlag gegen die Grundlage meiner Re-
konstruktion, den Stich Cavalleris nach dem farnesi-
schen Exemplar. Bei diesem, erklärt Dehn, ist es
„durchaus nicht sicher, ob das Kind nicht eine
künstlerische Zutat Cavalleris ist, wofür ihm genügend
Vorbilder zur Verfügung standen; daß die Hand,
die das Thermenkind hält, auch einer ganz anderen
Statue als einer Replik des Madrider Joven Orador
angehören kann, ist selbstverständlich“. Eine frühere

Untersuchung hat mich a. a. O. S. IOI Anm. 12 zu
dem Ergebnis geführt: „Cavalieri hat seine Vorbilder
sehr frei nachgebildet, aber eigenmächtige Zutaten
sich nicht gestattet.“ Der Gegenbeweis wäre erst zu
erbringen. Aber in unserem Falle genügt zur Sicher-
stellung gegen eine solche Annahme doch die Unter-
schrift auf dem Blatte, die bekanntlich lautet: „Humanae
vitae vices aetatesve. In aedibis Farnesianis.“ Die
falsche Deutung Cavalleris bietet die Avirksamste Bürg-
schaft. Zur Beleuchtung der „selbstverständlichen“
Schlußsätzchen möchte ich bemerken, daß, wenn man
den „Joven Orador“ inCavallerischem Stiche gelten läßt,
ganz das gleiche Recht auch für das Thermenkind
in Anspruch genommen werden muß. Es ist um
nichts weniger deutlich. Hat mir doch einst erst die
zugesendete Photographie des Thermenkindes den
vorher noch gar nicht geahnten Zusammenhang des
Cavallerischen Stiches und der Madrider Figur klar
gemacht. Also nur keine halbe Arbeit! — Der größere
Teil von Dehns Studie nebst Tafeln und Tabelle ist
der Frage gewidmet, wie die Madrider Statue zu
ihrem Kopf gekommen sein mag. Da er unzweifel-
haft ihr zugehört, so berührte das uns zunächst nicht
weiter. Aber Dehn stellt sich auch auf den künst-
lerischen Standpunkt und von diesem aus greift er
unsere Gruppe heftig an. Er führt des längeren aus,
daß Hermes und das Kind aneinander vorbeisehen.
Das kann Dehn nur aus den Abbildungen erschlossen
haben; in dem plastischen Rundwerk begegnen sich
beider Blicke. Dann kommt: „Da sich nun die
Kleinsche Rekonstruktion mit der gänzlich unantiken,
nahezu als Rückansicht wirkenden Stellung des Kindes
durch die spezielle Zusammenfügung mit dem Thermen-
kind bedingt . . .“ Während ich diese Worte ab-
schreibe, gleitet mein Blick von dem wiedergewon-
nenen Kunstwerk auf den neben ihm aufgestellten
Abguß des Silens mit dem Bacchuskinde, von dem
doch ein Exemplar in München steht.
Prag, 14. November 1912.
WILHELM KLEIN
 
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