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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 15.1912

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Heberdey, Rudolf: IX. Vorläufiger Bericht über die Grabungen in Ephesos 1907-1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.45420#0385

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ι8ι

IX. Vorläufiger Bericht über die Grabungen in Ephesos

182

Im Westen steht von den beiden Analemmata die
Gußwerkhintermauerung noch zu beträchtlicher Höhe
erhalten an; von ihrer Verkleidung mit glatten Marmor-
quadern liegen nur die untersten Schichten noch in
situ, alles übrige" ist ebenso wie die Sitzstufen des
Innern in byzantinischer Zeit behufs anderweitiger Ver-

wendung abgetragen worden. Von den wenigen noch
im Schutte vor dem Siidanalemma vorgefundenen Qua-
dern tragen zwei die nachstehenden Reste einer min-
destens fünfzeiligen Inschrift, die leider, da weder die
ursprüngliche Zahl noch die Länge der Zeilen fest-
steht, eine durchgehende Ergänzung nicht zuläßt:

Άρτέμι]δι Έφεσί[αι], Ν[έρ]ω[νι] Κ[α]ίσ[αρι Σεβαστωι, Γερμανικώι κτλ.
Γ. Στερ]τίνιος ’Όρπηξ σύν Στερτιν[ίαι Μαρείνηι τήι έα]ο[τ]οδ θϋγατρί, ίερ[ήι] Άρ[τέμιδος κτλ.
.]ν κατακερκίζοντ[α] κ[α]ί έ[. . . ca. 17 Β . . ,]ον καί τάς έφεξής ίε[. . . . κτλ.
.] περιπ[ά]τωι κ[α]1 Νεικονεμεσ[είωι . . . ca. 14 Β . . . .] έργων αύτών τόπον[. . . . κτλ.
5 έκ τώ]ν Ιδίων εντός διετίας καθ·ιέρω[σεν. vac.? Τήν δέ έφε]ξης τρίτην σελίδα ό έ[.. . . κτλ.

Ζ. I ist der Name des Nero trotz nachträglicher
Tilgung sicher, auch die Rasur des Siegerbeinamens
noch teilweise erhalten; die Namen in Z.2 zu ergänzen
ermöglicht die in das Pflaster der Marienkirche ver-
legt aufgefundene Inschrift vom Grabe des Stertinius
Orpex. Die Reste von Z. 3—5 bezeugen eine aus-
gedehnte Bautätigkeit unter der Regierung des Nero;
ob das Neikonemeseion Ζ. 41η dem Rundbau auf der
Höhe des Hügels zu erkennen ist, der dem Stadion-
eingang westlich vorgelagert ist (in älteren Beschrei-
bungen gewöhnlich als Serapeion bezeichnet), muß
dahingestellt bleiben.
Nach Westen hin ist dem Stadion unmittelbar
neben der Straße eine Durchgangshalle in der Breite
der Rennbahn vorgelegt, deren Arkaden auf sechs
Paaren von Säulen und beiderseits je zwei rechteckigen
Abschlußpfeilern sich erhoben. Die Sockel stehen,
wie Fig. 126 erkennen läßt, noch großenteils an ihrer
ursprünglichen Stelle, von dem roh gearbeiteten Ge-
bälk haben sich geringe Reste gefunden. Eine ge-
nauere Datierung ist nicht möglich, doch gehört der
Ausführung nach das Ganze in spät antike Zeit.
Vielleicht derselben Epoche gehört auch die
letzte Gestalt des südlich auf höherem Niveau an
das Südanalemma angebauten, nach West orientierten
Durchgangsbogens an, dessen hochragende Reste
noch heute ein charakteristisches Wahrzeichen der
Stadt bilden. Er ist aus alten Werkstücken in Mörtel-
verband errichtet und kann nach den verbauten
Inschriftblöcken nicht vor dem dritten Jahrhundert
n. Chr. entstanden sein. Nur das aus großen Kalk-
steinquadern bestehende Fundament und drei unmittel-
bar folgende Schichten von segmentförmig bossierten
Kalksteinquadern zeigen sorgfältige Arbeit und er-

innern zumal in der dekorativen Behandlung der
Rustika sehr an die Osthalle der griechischen Agora
(vgl. Jahreshefte 1907 Beibl. 66), könnten also wie
diese aus neronischer Zeit stammen.
Ob der Bogen bloß zu den Außeneingängen auf
den Südflügel des Zuschauerraumes führte oder etwa
eine diesem entlang nach Ost bergan führende Straße
überspannte, war nicht festzustellen. Unklar ist auch,
wie der Zugang von der Straße im Westen her ge-
staltet war; die starke Niveaudifferenz war kaum
anders als durch Stufen zu überwinden, doch hat
sich von solchen oder ihrem Unterbau nicht die
geringste Spur gefunden.
Eine zunächst nur orientierende Untersuchung
wurde im Jahre 1911 den südwestlich über der
griechischen Agora gelegenen Ruinen des sogenann-
ten Klaudiustempels gewidmet. Überraschenderweise
ergab sie, daß von dem Bauwerk viel mehr in situ
steht, auch die Arbeit eine viel bessere ist, als der
äußere Anblick der Trümmer vermuten ließ; es
wird eine lohnende, wenn auch durch die großen
Dimensionen der Werkstücke erschwerte Aufgabe
einer der nächsten Grabungskampagnen sein, den
Bau völlig vom Schutt zu befreien.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, daß 1911 auch
ein schon im Jahre 1906 von Dr. J. Keil erkundeter
Marmorsarkophag mit wohlerhaltenen Reliefdarstel-
lungen aus einem Grabhause der Nekropole nördlich
des Astyageshügels gehoben und in das kais. otto-
manische Antikenmuseum nach Konstantinopel ge-
schafft wurde. Eine Veröffentlichung des ganzen Be-
fundes bereitet Dr. J. Keil vor, der hier nicht vor-
gegriffen werden soll.
Wien, Juli 1912.

RUDOLF HEBERDEY
 
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