Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3

ordneten Feier, die an und für sich den Beginn einer neuen Ära, die Wieder-
kehr der guten alten Zeit bedeuten sollte. Blühenden Nachwuchs aus geregeltem
Ehebund erflehen die Sänger, reichen Segen an Frucht und Vieh, gute Sitten der
gelehrigen Jugend, Ruhe dem behaglichen Alter. Schon fürchten Meder, Skythen,
Inder die Hand, die mächtig waltet über Land und Meer; schon wagen Treu und
Frieden, Ehre und Scham der alten Zeit und die lang verschmähte Tug"end wieder-
zukommen, und mit ihnen erscheint gesegnete Fülle mit dem Wunderhorn.

Das ist schon die Stimmung, aus welcher die Stiftung des Augustus-Friedens
hervorgieng, aber nicht damals gleich wurde sie beschlossen.1) Vorher sollte
Augaistus noch einmal Rom auf drei Jahre verlassen, um im Westen, in Germanien
und namentlich in Gallien und Spanien, die Verhältnisse zu ordnen. Die glückliche
Heimkehr von dort in (Tedanken vorwegnehmend, schließt das zweite Lied des
vierten Buches mit dem Preise des Fürsten, „wie keinen besseren die Götter ver-
leihen würden, ob auch das goldene Alter der Vorzeit sich erneuen sollte"
das ist ein Nachhall der Jahrhundertfeier —, lo Triumphe will der Dichter dann mit
allen Bürgern rufen und abermals rufen. Augustus aber säumt; da dringt der
Dichter in ihn, er wolle mit seinem Erscheinen — als wäre er Apollo oder Sol —
Licht und Frühling seinem Volke zurückgeben:2) das Vaterland sehne ihn herbei
in treuem Verlangen, denn sicher durchwandle jetzt das Rind die Fluren, und
Ceres und Himmelsgunst segne die Acker, das befriedete Meer durchflög'en die
Schiffer, Treue miede Anschuldigung, Haus und Ehe seien rein und heilig; Sitte
und Gesetz hätten Schmach und Sünde gebändig-t; der Kinder Ähnlichkeit sei
der Mütter Preis, der Schuld aber folge die Strafe auf dem Fuße; wer fürchte
noch Parther, Skythen, Germanen, Hiberer? Endlich im Jahre 13 v. Chr. kam der
Fürst zurück. Feierlichem Empfang g"ieng er freilich auch diesmal aus dem Wege,
und den Antrag, ihm einen Altar im Rathhaus zu weihen, lehnte er ab. Die Stiftung
aber des mit seinem Beinamen belegten Friedensaltars, der Ära Pacis Aiigustae
genehmigte er: sie galt ja nicht seiner Person, sondern seinem Werke, dem
Frieden des Reiches.3)

2. Was von der Ära Pacis bezeugt ist.

Es ist ohne Beispiel, dass ein weltgeschichtliches Denkmal ersten Ranges,
grausam zerstört und doch in Theilen hinlänglich erhalten, um dem forschenden

1) Nur der Zurückführenden Fortuna war, als 2) Carm. IV 5.

Augustus im Jahre 19 v. Chr. aus dem Osten heim- 3) Cassius Dio LIV 25 erwähnt nur den abge-

kehrte, ein Altar geweiht worden. lehnten, nicht den angenommenen Antrag.

1*
 
Annotationen