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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0185

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173

vorherrscht, wie in den Seitenfriesen, möchte man meinen, dass zwei verschiedene
Reliefstile, nämlich der des Flachreliefs und der des Hochreliefs, also etwa des
Parthenonsfrieses und des pergamenischen, miteinander verbunden seien. Aber
auch dieser letztere bildet keineswegs alle Figuren in gleicher Körperlichkeit
nebeneinander; jede hat gewissermaßen ihr eigenes Relief und nur vereinzelt
findet man hoch und flach gehaltene nebeneinander, wie es an den Seitenfriesen
der Ära Pacis die Regel ist.

11. Das Original des Tellusreliefs.

Das Tellusrelief (Taf. III Platte X, XI) wurde bei dem Vergleich des Telephos-
frieses beiseite gelassen. Denn für dieses haben wir eine andere Parallele, deren
richtige Beurtheilung für die Augusteische Kunst von genereller Bedeutung ist.
Es ist das schon oben S. 49, 1 erwähnte Relief, das, in Karthago gefunden, heute
dem Louvre gehört. Hier haben wir nicht bloß mit Ähnlichkeiten zu thun, sondern
mit zwei Reliefs, die mehr als die Hälfte ihres Inhaltes miteinander gemein haben
und daher eines von dem anderen oder beide von einem dritten abstammen
müssen. Früherx) hielt ich das karthagische (K) für eine verändernde Nachbildung
des römischen (R) — in diesem Falle ergäbe sich für die Originalität von R
nichts oder gar ein günstiges Vorurtheil — und oben S. 53, 3 habe ich bekannt,
dass mich auch die Ausführungen Schreibers nicht vom Gegentheil überzeugten.
Aber die Prüfung eines Abgusses, nach welchem Fig. 54 gefertigt ist,2) hat mir
seither die Gewissheit gegeben, dass K doch älter als R ist, und eine Vergleichung
dessen, was in beiden Reliefs verschieden ist, bestätigt dies und ermöglicht mit
einiger Wahrscheinlichkeit ein gemeinsames Original zu erschließen.

Die Mittelgruppe der Tellus mit den zwei Kindern und den Thieren ist in
K und R so übereinstimmend, dass die abgebrochenen Theile von R nach K
ergänzt werden könnten. Auf beiden Reliefs gleich sieht man auch zur Seite rechts
die Salzflut, links den Süßwasserquell, der Gewächs und Thiere nährt, nur das
Gethier in K etwas reicher als in R. Oberhalb des Wassers aber gehen beide
Darstellungen auseinander. In R sahen wir S. 52 den Gegensatz von Quell oder
Fluss und Meer in den Thieren, Schwan und Meerdrache noch festgehalten; in
den Aurae dann aufgehoben. Anders in K, wo der Gegensatz größer und allein-
herrschend ist: das persönliche Wesen links oben weiblich, rechts unten männlich.

*) Ära Pacis S. 202. Mich bestach das Maß- 2) Die Photographie wird Prof. E. Schwartz in

Verhältnis, da K halb so hoch und breit wie R ist. Strassburg verdankt.
 
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