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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0064

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Münster zu Konstanz

Erhöhung der
Außenmauern

Der Vierungs-
turm

venerandi antistitis Gebhardi eiusdem nominis tertii“. Aber man möchte vermuten,
daß diese Übertragung im Zusammenhang stand oder mitveranlaßt wurde durch die
Bauarbeiten in der nächsten Umgebung oder in der Kapelle selber. Diese war 1123
vollendet, und die Gebeine Konrads wurden damals nach seiner Heiligsprechung in der
neu erbauten Kapelle wieder untergebracht.
Möglicherweise hat B. Gebhard den Vorraum der Kapelle zur heutigen Ausdehnung
erweitert und mit der Kapelle verbunden. Vorher war das Grab vielleicht nur durch
den Kreuzgang erreichbar und ohne sonstigen Zugang. So würde sich die Stelle in
der Vita erklären, daß viele Pilger den Zugang zum Grabe nicht gefunden hätten und
nach vergeblichem Bemühen traurig zurückgekehrt seien. „Multi tarnen dum locum
adeundi sepulcrum non inveniunt, dona sua per alios transmittunt. Ipsi vero discedunt
quasi frustrati nimia moestitia animo perturbati.“
Die Erhöhung des Mauerwerks. Im 12. Jh. wurde die Kirche, wie Reisser durch Ab-
lösung des Verputzes an den oberen Schichten des Langhauses aus dem verschiedenen
Mauerwerk erwiesen hat, um 50 cm erhöht. Daraus erklärt sich die Übermalung des
Mäanderfrieses, der sich unter der früheren Decke hinzog, durch einen etwas höher
sitzenden Palmettenfries, wobei die ältere Bemalung mehrfach zutage tritt (Abb. 241).
Erst nach der Erhöhung erhielt der Bau seine bemalte Holzdecke, wovon außer einem
beträchtlichen Teil der Verbindungsbretter zur Mauer noch ein Stück des bemalten Mittel-
teiles erhalten ist (Abb. 242). Aus dieser allseitigen Erhöhung ergibt sich ferner, in
Berichtigung der bisherigen Meinung, daß der Bau Rumolds noch keinen Vierungsturm
hatte, der erst im Zusammenhang mit der Erhöhung errichtet wurde, was aus der
Höhe des Mäanderfrieses in der Vierung des älteren Baues zu schließen ist (Reisser).
Daher ist es irrig, wie wiederholt geschehen, den Einsturz des Turmes 1128 auf den
Vierungsturm zu beziehen, der damals noch nicht bestand. Zu dieser Erhöhung gehört
auch das steinerne Dachgesims, das man bisher schon richtig mit der Hirsauer Bau-
gruppe in Verbindung brachte und das in dieser Form erst etwa um 1100 nachweisbar
ist. Auch der Dachstuhl kann erst nach dieser Erhöhung erstellt sein.
Wann aber diese Erhöhung stattfand und aus welchem Grunde, ob eine starke Beschä-
digung des Münsters der Anlaß war, ist unbekannt. Daß ein Brand, wie der für die
erste Hälfte des 12. Jh. überlieferte der angrenzenden Bischofpfalz der Grund war,
der den Dachstuhl teilweise zerstört hätte, ist nicht anzunehmen, da sonst vermutlich
ein Wort davon in den Quellen zu finden wäre. Die Schenkung von „300 mark sylber“,
die Bischof Hermann I. (1138—1165) dem Münster gab, der schon als Vicedominus
und custos 1130 eine Orgel hatte machen lassen, war wohl vor allem für die Ausstattung
und den Wiederaufbau der Pfalz bestimmt, nicht für die genannten Bauarbeiten des
Münsters, was sonst der Chronist wohl erwähnt hätte (Rs. Reg.).

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