Engerer
Münsterbezirk
Der engere Miinsterbezirk umfaßte den freien Platz der Nordseite, den unteren Hof,
curia inferior, und den oberen Hof der Südseite vor der Pfalz, die beide die Immunität
bildeten. Der untere Hof diente neben dem kleineren, „der Fülli“, als Miinsterfriedhof,
als solcher schon 1230 urkundlich belegt: cymeterium maioris ecclesie Constantiensis
(Beyerle Urk. Nr. 13), war durch eine Mauer begrenzt, die 1820 abgebrochen wurde.
Auf dem oberen Hof, der 1449 gegen den unteren Münsterhof beim Südturm durch
Mauer und Tor geschlossen wurde, während ein zweites Tor ihn zur Hofhalde hin
abschloß, wo heute die Gruppe der Hl. Familie steht. Auf diesem oberen Hof
lag die Münsterbauhütte, das Gerichtsgebäude und das Asyl oder die Freiheit, „eine
Art von schwarzem, wüst aussehendem Schopfe“, der noch bis Ende 18. Jh. stand (im
einzelnen s. Häuserbuch). Auf diesem oberen Hof waren während des Konzils große
kirchliche Feierlichkeiten, 1415 wurden hier die Schriften von Hus verbrannt, 1495
vor der Pfalz die große Glocke gegossen, die 1511 beim Brande mit den übrigen
Glocken zersprang. Der Plan des Bischofs Joh. Frz. v. Stauffenberg, die Pfalz und die
übrigen den Hof umgrenzenden alten Bauten abzubrechen und hier ein Schloß und das
Priesterseminar zu errichten, scheiterte an der Weigerung der Stadt, das alte Zeughaus
zu opfern, das auf der Ansicht um 1600 der Bau an der Südostecke des Hofes zeigt
(Abb. 5), woraufhin der Bischof die Bauten in Meersburg erstellte.
Die Mariensäule auf dem oberen Münsterhof
Eiselein, S. 205 f. — Marmor, Führer, S. 69 f. — Marmor, Topographie, S. 301. — Schreiber, S. 16,
Abb. Taf. 2. — „Konstanzer Nachrichten“ 1904, Nr. 280, 16. XI. — Gröber, S. 91 (Abb. 502).
Über dreistufigem Unterbau mit Schranke aus Balustersäulchen und Pfeilern erhebt sich
der quadratische, mit starkem Rücksprung abgetreppte Granitsockel mit den vergol-
deten Inschriften in großen Kapitalen. Auf dem unteren Sockel südlich:
DEO OPTIMO MAXIMO VIRGINI SINE LABE CONCEPTAE COELI TERRAEQVE
REGINAE HOC PERENNE AD POSTEROS MONVMENTVM POSVIT ECCLESIA
CONSTANTIENSIS MDCLXXXHI.
Westlich: MARIAE MATRI TER ADMIRABILI DIOECESIS CONSTANTIENSIS
PATRONAE AVGVSTISSIMAE.
Nördlich: MARIAE VIRGINVM VIRGINI ECCLESIAE CATHEDRALIS DOMINAE
CLEMENTISSIMAE.
Östlich: MARIAE MATRI MISERICORDIAE VRBIS CONSTANTIENSIS PRO-
TECTRICI POTENTISSIMAE.
Auf dem oberen Sockel die 1861 hinzugefügten Inschriften: MARIAE TERRORI
INFERORVM. / MARIAE DOMINAE ANGELORVM / MARIAE PATRONAE MOR-
TALIVM. / MARIAE REFVGIO / PECCATORVM.
Mariensäule
Die Marmorsäule mit Kompositkapitell trägt auf dem hohen Kämpfer als Sockel die
2,10 m h., von V. Algeyer 1682 in Bronce gegossene Figur der auf dem Halbmond
stehenden Madonna mit dem Szepter in der gesenkten Rechten, auf dem linken Arm das
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