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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Bergau, Rudolf: Peter Vischers Messing-Gitter im grossen Saale des Rathhauses zu Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0134

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R. Bergan: Peter Vischers Messinggitter.

schon allgemein bekannt waren (sich z. B. auch schon auf Bildern im
Theuerdank finden), wieder angebracht.
Die Wechselwirkung der Nürnberger Künstler auf einander war
ohne Zweifel viel grösser, als man bisher anzunehmen geneigt war.
Dabei kann man sich das Schaffen derselben nicht handwerksmässig
genug denken. Einer entnahm von den Andern so viel an künst-
lerischen Motiven, als er bekommen konnte, und benutzte sie, so gut
es eben ging. Der Hauptwerth der in jener Zeit geschaffenen Kunst-
werke ist weniger Verdienst der einzelnen Künstler, als der Tradition
und der guten Schule. Wirklich Neues zu schaffen vermochten auch
im sechszehnten Jahrhundert nur Wenige, besonders Begnadigte. Sebald
Beck hat dann ohne Zweifel auch dem Hans Vischer bei Abänderung
und Vollendung des Gitters, nach dem Ankauf desselben durch den
Rath rathend und helfend zur Seite gestanden.
Aus dem Vorstehenden ergibt sich also, dass das Vischer’sehe
Messinggitter keineswegs ein geniales Kunstwerk ganz neuer Art, nicht
ein Werk von besonderer Erfindung war, sondern nur eine geschickte,
mit Verständniss ausgeführte Compilation in Italien allgemein bekannter
Ideen und Motive. Für Deutschland aber ist es der Anfang einer
neuen Richtung in der Kunst. Wir müssen es demnach als eines der
wichtigsten Denkmale der Geschichte der deutschen Kunst, als das
grossartigste und mit der grössten Opulenz durch geführte und Epoche
machende Werk der deutschen Früh-Renaissance betrachten. Deutsch-
land hat an ihm einen Markstein seiner Kunstgeschichte, Nürnberg
einen wesentlichen Schmuck verloren. B. Bergau.
 
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