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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0295

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Notizen.

(Das Archiv in Innsbruck über Tizian.) Interessante Ergän-
zungen zu der umfangreichen und bedeutenden neuen Biographie Tizians von
Crowe und Cavalcaselle hat ein Aufsatz von Dr. Schönherr in Innsbruck in
der Beilage zur Augsburger Allg. Zeitung (1878, Nr. 186 und 187) gebracht.
Diesen Mittheilungen, denen Documente im Statthalterei-Archive zu Innsbruck
zu Grunde liegen, entnehmen wir zunächst, dass Tizian, dessen Heimath
bekanntlich hart an der Tiroler Grenze liegt, mit seinem Bruder Francesco
einen ziemlich bedeutenden Holzhandel trieb, bei welchem er seine hohen
Verbindungen mit grosser Geschäftsgewandtheit zu verwerthen verstand. Schon
1535 benützte Tizian das besondere Wohlwollen, welches König Ferdinand
ihm bereits in jener Zeit geschenkt hatte, um ein Privileg für seinen und
seines Bruders Holzhandel zu erwirken, und als er 1548 durch seine in Augs-
burg gemalten Bilder eine weitere Erhöhung der Gunst des kunstsinnigen
Fürsten erzielt hatte, liess er sich neben der königlichen Bezahlung von neuem
ein Privileg ausstellen, dessen Tragweite König Ferdinand offenbar nicht
durchschaut hatte. Der Fall ist für Tizians Charakter zu bezeichnend, um
hier nicht näher erwähnt zu werden. Er stellte nämlich an Ferdinand die Bitte,
ihm für das Holz, das er im sogenannten Bohrwald bei Toblach im Puster-
thale schlagen und aus Tirol führen würde, den Holzzoll bis zur Höhe von
300 fl. nachzusehen. König Ferdinand erfüllte den Wunsch Tizians in Aner-
kennung »des Fleisses, der Mühe und Arbeit, die er mit Portraitirung seiner
Person gehabt,« dachte dabei aber offenbar an nichts Anderes, als dass er
damit dem grossen Meister 300 fl. schenke, die damals freilich eine ungleich
grössere Bedeutung hatten als jetzt. Mit diesem Privileg im Sacke kam Tizian
von Augsburg nach Innsbruck, wo er der dortigen Regierung die logischen
Folgerungen aus der königlichen Gnade klar machte, indem er behauptete,
dass das Privileg es als selbstverständlich betrachte, dass er (Tizian) im landes-
fürstlichen Rohrwald auch das Holz schlagen dürfe, da ja sonst der Nachlass
des Zolls für das in diesem Walde geschlagene Holz keinen Sinn hätte. Nun
war aber der Rohrwald der schönste und dazu wildreichste, den der Landes-
fürst in Tirol sein eigen nennen konnte, und die Summe dieser nachgesehenen
Zollgebühr war gerade so gross, dass der ganze Wald hätte niedergehauen
 
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