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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Litteraturbericht. Kunstgeschichte. Archäologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0422

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Litteraturbericht.

Kunstgeschichte. Archäologie.
Franz Xaver Kraus, Ueber Begriff, Umfang, Geschichte der christ-
lichen Archäologie und die Bedeutung der monumentalen
Studien für die historische Theologie. Akademische Antrittsrede,
gehalten in Freiburg. Freiburg im Breisgau 1879. Herder’sche Verlags-
buchhandlung. 55 S.
Professor Kraus, der renommirteste Vertreter der christlichen Archäologie
in Deutschland, gibt im ersten Theile dieser Schrift erwünschte Aufklärung
über den Standpunkt, welchen er zu seiner Wissenschaft einnimmt. Er nennt
diese mit Recht »eine Schöpfung unserer Tage« (S. 8) und deflnirt sie näher
als die »allseitige Erkenntniss und Darstellung des christlichen Lebens im
Umfange der antiken (griechisch-römischen) Bildungsform« (S. 9). K. polemisirt
gegen 0. Jahn, insofern dieser die bildende Kunst zum Mittelpunkte der Archäo-
logie macht, und will in der christlichen Alterthumswissenschaft von der
Kunst erst nach den Alterthümern der Verfassung, der Verwaltung, des kirch-
lichen Rechts, des Cultus- und des Privatlebens reden, ferner auch die Alterthümer
der Dogmatik als »den ersten und wichtigsten Theil der monumentalen Theo-
logie in Anspruch nehmen« (S. 12). Hierin ist klar ausgesprochen, dass die
christliche Archäologie im Sinne von K. eine theologische Disciplin ist.
Referent möchte beiläufig auf den Widerspruch aufmerksam machen, welcher
in der Behauptung liegt, christliche Archäologie, so gefasst, sei eine Schöpfung
unserer Tage. K. verehrt in G. B. de Rossi den Begründer der christlichen
Archäologie als Wissenschaft und citirt dabei dessen Motto: archaeologum
non theologum facio (S. 18). Während »die ältere Forschung, von polemischen
Interessen geleitet, nie die Ruhe und Unbefangenheit eines rein wissenschaft-
lichen Verfahrens kannte«, sind die Resultate der neuesten Forschung doch
derart, dass nach Kraus die katholische Kirche besonders sich dazu gratuliren
könne (S. 18) und es wird im Zusammenhänge damit hingewiesen auf die
tendenziösen Arbeiten der Jesuiten R. Garrucci, des Gonvertiten Newman und
selbst auf den in seinen wissenschaftlichen Voraussetzungen absurden Roman
Fabiola von Wiseman (S. 20).
K. verlangt in einer wissenschaftlichen Darstellung der christlichen
Archäologie vor allem eine Museographie und eine Verständigung über
Autoptik (S. 12). Ein solches Beginnen darf man, namentlich was den ersten
Punkt betrifft, befremdlich finden, denkt man an das Object dieser Disciplinen:
Das kleine Museum christlicher Alterthümer in Berlin, einen Corridor mit Stein-
 
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