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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Litteraturbericht. Kunstgeschichte. Archäologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0423

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Litteraturbericht.

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särgen im Lateran und zwölf Schränke mit sechs Glaskästen in der vaticanischen
Bibliothek!
Die christlich-archäologische Litteratur vergangener Jahrhunderte, über
die K. eine von anerkennenswerther Belesenheit zeugende Revue hält, könnte
nach der Ansicht des Referenten ein jeder, welchem der Fortschritt jener Wissen-
schaft am Herzen liegt, in der Mehrzahl der Fälle getrost über Bord werfen,
aber bei ebendenselben Interessen wird er sich genöthigt sehen, auf dem
Gebiet der modernen Litteratur sich gründlicher zu informiren, als es durch
vorliegende Schrift möglich ist, in welcher Westwood’s Katalog der Elfenbein-
reliefs und ähnliche hervorragende Arbeiten unbeachtet bleiben und in welcher
(S. 19) befremdlicher Weise M. de Vogüe’s im Umkreis von Aleppo angestellte
Untersuchungen als »grossartige Entdeckung eines christlichen Pompeji in den
Bergen des Libanon« aufgeführt werden. K.’s offenbare Unbekanntschaft mit
dem Text zur »Syrie centrale« kann eine solche Redeweise nicht völlig ent-
schuldigen.
Ueberhaupt macht sich K.’s katholisch-theologischer Standpunkt gegenüber
den Monumenten der altchristlichen Kunst darin fühlbar, dass er die christlich-
archäologische Litteratur über Monumente der griechisch-orthodoxen Länder,
im allgemeinen des Orient, zu sehr bei Seite liegen lässt, als wären die römisch-
christlichen Künstler nicht schon im sechsten Jahrhundert jenseits der Adria
in die Lehre gegangen. Es würde zu weit führen, auf andere, nicht minder
wichtige principielle Fragen hier näher einzugehen. J. Paul Richter.
Christliche Archäologie 1877—79.
Das rege Interesse, welches die Bestrebungen auf dem Gebiete der
christlichen Archäologie seit den letzten zwei Decennien gefunden, hat sich
auch in den beiden jüngst verflossenen Jahren, seit ich über diesen Gegenstand
zuletzt an diesem Orte berichtet habe, nicht verleugnet. Ich will es in den
nachfolgenden Blättern versuchen, einen kurzen Ueberblick über dasjenige zu
geben, was seither von den verschiedenen Nationen Europas auf diesem Felde
geleistet worden ist.
I.
Fangen wir mit den Italienern an, die hier naturgemäss stets voran-
stehen. De Rossi’s glänzender Name tritt hier sofort selbstverständlich in den
Vordergrund. Gegen Ende des Jahres 1877 erschien der lange erwartete dritte
Band seiner Roma Sotterranea[), mit welchem die Darstellung des grossen
Gömeterium des h. Gallistus abschliesst. Das erste Buch handelt über das
Cömeterium des h. Soteris, das zweite über S. Ippolito und gewisse ano-
nyme Galeriennetze, alles Annexen der Gesammtanlage, welche mit S. Gallisto
bezeichnet wird. Das dritte Buch ist allgemeinen Erörterungen gewidmet
und behandelt die bisher so wenig gekannten oberirdischen Gömeterien, und
’) La Roma Sotterranea cristiana descritta ed illustrata dal Gomm. G. B.
de Rossi, publ. per ordine della S. di N. S. Papa Pio Nono. Tokio III. Roma, coi
tipi de Salviucci. 1877. XXVII u. 751 pag. in fol. 52 Tafeln. Preis 80 M.
 
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