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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0296

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224

Notizen.

werden müssen, um dafür einen Ausfuhrszoll von 300 fl. zu ergeben. Es ist
begreiflich, dass die Regierung, welche dem Landesherrn zu verstehen gab,
dass er von dem auch in der Schlauheit grossen Meister hinter’s Licht geführt
worden sei, sich der Zerstörung des schönen Waldes aus Leibeskräften wider-
setzte und selbst durch das glänzende Empfehlungsschreiben, welches Tizian
sich vom Cardinal von Augsburg, Otto Truchsess von Waldburg, ausstellen
liess, nicht im geringsten zu seinen Gunsten umgestimmt wurde. Die Regie-
rung war selbst durch neue, wiederholte Befehle des Königs, der auch die
Consequenz seines zu wenig bedachten Privilegs tragen wollte, nicht zu bewegen,
den Musterwald von Tizian niederhauen zu lassen, und König Ferdinand sah
sich schliesslich veranlasst, den italienischen Meister auf anderem Wege,
nämlich mit baarem Gelde, zu entschädigen.
War Tizian als guter Geschäftsmann auch bereits nicht mehr unbekannt,
so ist in dieser Beziehung doch gerade der Anlauf auf den Wald König Fer-
dinands das Bezeichnendste, was wir bisher erfahren haben.
Auch bezüglich der Kunstwerke Tizians bringt der Aufsatz Schönherrs
manches Neue. Crowe und Gavalcaselle behaupten, Tizian habe in Augsburg
(1548) äusser Karl V. und Ferdinand I. auch des Letzteren fünf Töchter gemalt.
Dem gegenüber wird dargethan, dass die königlichen Töchter, mit Ausnahme
der mit Herzog Albrecht von Bayern vermählten Prinzessin, nicht in Augsburg
waren, also auch daselbst nicht portraitirt werden konnten. Dagegen weist
Schönherr nach, dass das in der Kunstgeschichte bekannte Bild, auf welchem
Tizian die Töchter Ferdinands abgebildet hatte, »componendo quasi un cielo
di terrene deitä«, wie Ridolfi sagt, in Innsbruck angefertigt wurde und
zwar in der Weise, dass Cesare Vecellio einen Theil der Arbeit übernahm und
Tizian schliesslich dieselbe mit seinen Portraitstudien zu einem Gesammtbilde
vereinte. Dieses Letztere aber wurde offenbar nicht mehr zu Innsbruck, wo
Tizian sich mit seinem Vetter nur 17 Tage aufgehalten hatte, sondern in
Venedig zu Stande gebracht. Hieraus erklärt sich auch das Titian zugeschrie-
bene, nach Crowe und Gavalcaselle aber dem Cesare Vecellio zu vindicirende
Bild mit Kindern Ferdinands I., welches im Besitze des Lord Cowper in
Panshanger ist, und man begreift, wie dieses Bild disponibel werden und früh-
zeitig in fremden Besitz kommen konnte. Das Hauptbild Tizians aber ist auf
eine bisher unbekannte Weise in Verlust gekommen. Nach den Nachfor-
schungen Schönherrs hing dasselbe noch 1574 in der Burg zu Innsbruck und
wird noch in der Reisebeschreibung des Georg Braun (1582) als daselbst
befindlich erwähnt, wobei es jedoch schon zweifelhaft erscheint, ob Braun das
Bild selbst gesehen hat, da er über Innsbruck das Werk des Stephan Pighius
(1574) benützte. Mit Braun geht jede weitere Spur verloren. Nach ihm
erwähnt keine Reisebeschreibung mehr das Bild.
(Berichtigung zu Crowe und Gavalcaselle.) In der Geschichte
der altniederländischen Malerei von Crowe und Gavalcaselle, deutsche Original-
Ausgabe von Anton Springer, Leipzig 1875, S. 327, Anmerkung 2: Frankfurt
Staedel’sches Museum etc. ist das männliche Bildniss von Hans Memling
(Nr. 63 des Kalaloges von 1873) als aus der Sammlung Aders stammend an-
 
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