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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Engelmann, Richard: Die Ausgrabungen in Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0140

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R. Engelmann: Die Ausgrabungen in Olympia.

Höhe der andern Figuren aufgestellte Kopie erlaubt eine genauere Be-
sichtigung anzustellen. Ob die Basis nicht höher war, wie sie hier
erscheint; kann zweifelhaft sein, da nur die fünf untern Blöcke sich
gefunden haben; der Abstand vom fünften zum ergänzten sechsten
Block ist grösser als bei den vorhergehenden, es wäre deshalb nicht
unmöglich, dass noch ein Block eingeschoben werden müsste. Die
Göttin war dargestellt, wie sie mit ausgebreiteten Schwingen vom
Olympos auf die Erde herabsteigt; mit einem Chiton bekleidet, der die
1. Brust frei lässt, und auch das 1. Bein nicht bedeckt, unter der Brust
gegürtet (das Gürtelschloss war aus Bronze zugefügt), setzt sie den
r. Fuss auf felsiges, durch einen links vom Gestein sich loslösenden
Adler noch mehr charakterisirtes Terrain, mit dem 1. Bein nach vorn
ausschreitend, wie um den letzten Schritt nach unten zu thun. Am
meisten kann man sich von ihrer Haltung eine Vorstellung nach der
Münchner Terracotta machen, die auch in Abgüssen verbreitet ist
(Lützow, Münchener Ant. Taf. 13), nur dass dort die Flüge] seitwärts
weit ausgebreitet sind, um damit die Figur an dem Hintergrund zu
befestigen. Insbesondere ist bei der Nike des Paionios noch zu merken,
dass die hochragenden Flügel, deren Ansätze auf beiden Schultern,
besonders der r., noch sichtbar sind, über dem Chiton gebildet sind
(d. h. der Chiton kommt unmittelbar unter den Flügeln hervor); doch
scheinen die antiken Künstler bei der Darstellung von bekleideten weib-
lichen Figuren meist so verfahren zu sein; weiter fällt ein schleier-
artiger Ansatz von Gewand auf, der von der Mitte des Rückens an in
weitem Abstand vom Chiton und nach unten breiter werdend , sich
nach unten zieht. Der Künstler brauchte diesen, um den Flügeln nach
unten einen Halt zu geben; das Gewand auch weiter nach oben, zwi-
schen den Flügeln, zu bilden, wo es den Blicken vollständig entzogen
war, mochte er für überflüssig gehalten haben. Man kann sich von
der Art dieses Gewandes, wie es sich vom Körper loslöst und unten
mit dem sich zurückbauschenden Chiton wieder vereinigt, am besten
einen Begriff machen, wenn man den sogenannten Apollo Citharoedus
(Glarac 537, 1123; Levezow, Fam. d. Lykom. Taf. 1) vergleicht.
Dass die Figur richtig, nachher breiten Seite hingewendet, aufge-
stellt ist, dafür kann die Inschrift als Beweis gelten; würde man, wie
es vielfach vorgeschlagen ist, die Figur nach der Ecke zu wenden, so
dass die breite Seite des Mantels der breiten Seite der Basis entspräche,
so würde die Inschrift, die den Künstler und die Weihenden sammt
dem Grunde der Widmung angab, seitwärts an eine wenig ins Auge
fallende Stelle gekommen sein, und das geht doch nicht.
Äusser diesen Sculpturresten sind noch eine Reihe von Löwen-
 
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