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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Van Dyck's Bildnisse der Kinder des Königs Karl I. von England
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0142

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Van Dycks Bildnisse

unmöglich von van Dyck gemalt worden sein, da sie doch 1644, also
drei Jahre nach seinem Tode, geboren ward. Jetzt, nachdem dieser
Irrthum nachgewiesen worden ist, sind in der neuesten Ausgabe zwar
die richtigen Namen angenommen, aber doch Fragezeichen beibehalten,
und wie es scheint, soll es sich auf alle drei Namen beziehen; dadurch
wird aber für manche Beschauer das Interesse an diesem Bilde be-
trächtlich verringert. Wahrscheinlich ist die Ursache aller dieser Zweifel,
dass das jüngste Kind auf dem Bilde, Jakob, eine Haube trägt, und
desshalb für ein Mädchen gehalten wird, ein Irrthum, in den auch
Waagen gefallen ist.
Allein in der Turiner Galerie ist ein schönes Bildniss derselben
drei Kinder, anders gestellt und jünger, ebenfalls von van Dyck x).
Hier trägt Karl, durch den Flaarschnitt und den breiten Männerkragen
als Knabe kenntlich, gleich Jakob das lange Kinderkleid und eine
Haube; folglich darf man aus der Haube nicht auf ein Mädchen
schliessen, sondern sie ist auch die Tracht kleiner Knaben; Maria
trägt sie nicht auf beiden Bildern * 2).
Und eine fernere Bestätigung gibt die dritte Darstellung derselben
Kinder von van Dyck im Schlosse zu Windsor und wiederholt in der
Berliner Galerie. Hier sind es fünf Kinder; äusser den dreien jener
beiden angeführten Bilder noch ein kleines Mädchen und ein Jahr-
kindchen. Ueber diese fünf Kinder hat van Dyck selbst uns belehrt.
In einer von ihm dem Könige Karl eingereichten Gemälde-Rechnung
sind sie so bezeichnet: Le prince Carles avecq le ducq de Jarc, Prin-
cesse Maria, Pse Elizabet, Pr Anna 3).
Waagen hat diese Nachricht, die er vielleicht nur aus dem
Windsor-Katalog kannte, in seinem schönen Werk über die Kunstwerke
in England4) und im Katalog der Berliner Galerie nicht richtig benutzt.
Denn er hielt, auch wohl durch die Haube getäuscht, den Jakob für

Ein mittelmässiger Stich von Thevenin findet sich in dem Werk über die
Turiner Galerie von Robert d’Azeglio.
2) Auch in Italien hat diese Haube getäuscht. Es ist eben eine Zeichnung
im Lichtbild erschienen, welche das Brustbild des Jakob aus diesem Turiner Ge-
mälde darstellt, mit der Unterschrift: »Roma, Galleria dell’ accademia di S. Luca:
La figlia di Carlo L d’Inghilterra, studio dell’ originale di Van Dyck, di G. B. Cane-
vari.« La figlia! als ob Karl nur eine Tochter gehabt hätte. Es ist, wie gesagt,
der Jakob des Turiner Bildes der unglücklichen Haube wegen für ein Mädchen
gehalten.
’) Carpenter Pictorial notices etc. of Sir Anthony van Dyck, London 1844,
S. 67. Karl hat auf dieser Rechnung die vom Maler angesetzten Preise für mehrere
Gemälde ermässigt; für das in Rede stehende von 200 Livres auf 100.
4) London 1854, Theil II. S. 428 Nr. 11.
 
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