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Fr. W. Unger:
eigene Statue auf ihre Spitze gestellt habe69), ist ungenau, erst Theo-
dosius II. hat im J. 421 die Kolossal-Statue seines Vaters Arcadius hinauf-
gebracht. Sie wurde am zehnten Juli, an einem Samstag, geweiht70).
Auch diese Säule litt durch Erdbeben. Die Statue verlor durch
ein solches im J. 542 die rechte Hand71). Im J. 549 traf ein Blitz-
schlag die Säule, ein Theil derselben wurde abgerissen und gleichsam
abgeblättert, so dass der obere Theil wie behauen aussah72). Das Erd-
beben von 740 warf die ganze Bildsäule .herunter73). Die Säule selbst,
so schadhaft sie auch war, erhielt sich noch bis 1719; da brach sie
aber bei einem ungewöhnlich heftigen Erdbeben grösstentheils zu-
sammen, worauf die türkische Regierung sie bis auf das Fussgestell
abtragen liess74). So ist es gekommen, dass wir durch neuere Reisende
noch ausführliche Mittheilungen über dieselbe erhalten haben.
Das Fussgestell, das noch übriggeblieben war, gerieth aber in
einen immer kläglicheren Zustand. Comidas75) sah schon in dem Hofe
einer kleinen Wohnung auf dem Awrat Basari nur einen elenden Ueber-
rest desselben, einen aus grossen Marmorblöcken aufgebauten 13—14
Fuss hohen Sockel mit einem nur etwa 5 Fuss weiten Kämmerchen,
welches den Aufgang zu der Wendeltreppe enthielt. Pertusier76) fand
den verstümmelten Block nur mit Mühe auf. Dass derselbe von der
Säule des Arcadius herrühre, davon überzeugte ihn besonders die bis
dahin nicht beachtete Decken-Verzierung jenes Vorgemachs mit dem
Aufgange zur Wendeltreppe. Hier entdeckte er nämlich neben griechischen
Kreuzen und andern Ornamenten »von schlechtem Geschmack« ein
A und E, die Anfangsbuchstaben des Arcadius und seiner Gemahlin
Eudoxia. Das Fussgestell war nach seiner Schätzung etwa 18 Fuss
hoch und der Säulenschaft an der Basis 12 Fuss dick, was, wie er
bemerkt, nach den Proportionen der dorischen Ordnung gut zu der
Höhe von 120 Fuss stimmte, die man der ganzen Säule zuschrieb77).
Eine ausführliche Beschreibung der ganzen Säule giebt Pierre
69) Glycas IV. p. 478. — Joel p. 40. — Leo Gramm. 104. — Zonar. XIII. 20.
70) Marcellin. Gom. ad a. 421. — Chron. Pasc. 01. 300, 2.
79 Theophan. in a. m. 6034.
72) Daselbst 6041. — Malal. XVIII. p. 484.
73) Theoph. 6232. — Niceph. GPtanus p. 66 B.
74) Jos, v. Hammer, Gonstantinopolis und der Bosporos. I. 184.
75) Cosimo Comidas de Garbognano, descrizione topografica dello stato presente
de Costantinopoli, Bassano 1794.
7S) Charles Pertusier, promenades pittoresques dans Gonstantinople et sur
les environs du Bosphore, Paris, 1815. I. 239.
77) Eine Abbildung dieser Buine bei Seroux d’Agincourt, histoire des arts par
les monumens. II. pl. 10.
Fr. W. Unger:
eigene Statue auf ihre Spitze gestellt habe69), ist ungenau, erst Theo-
dosius II. hat im J. 421 die Kolossal-Statue seines Vaters Arcadius hinauf-
gebracht. Sie wurde am zehnten Juli, an einem Samstag, geweiht70).
Auch diese Säule litt durch Erdbeben. Die Statue verlor durch
ein solches im J. 542 die rechte Hand71). Im J. 549 traf ein Blitz-
schlag die Säule, ein Theil derselben wurde abgerissen und gleichsam
abgeblättert, so dass der obere Theil wie behauen aussah72). Das Erd-
beben von 740 warf die ganze Bildsäule .herunter73). Die Säule selbst,
so schadhaft sie auch war, erhielt sich noch bis 1719; da brach sie
aber bei einem ungewöhnlich heftigen Erdbeben grösstentheils zu-
sammen, worauf die türkische Regierung sie bis auf das Fussgestell
abtragen liess74). So ist es gekommen, dass wir durch neuere Reisende
noch ausführliche Mittheilungen über dieselbe erhalten haben.
Das Fussgestell, das noch übriggeblieben war, gerieth aber in
einen immer kläglicheren Zustand. Comidas75) sah schon in dem Hofe
einer kleinen Wohnung auf dem Awrat Basari nur einen elenden Ueber-
rest desselben, einen aus grossen Marmorblöcken aufgebauten 13—14
Fuss hohen Sockel mit einem nur etwa 5 Fuss weiten Kämmerchen,
welches den Aufgang zu der Wendeltreppe enthielt. Pertusier76) fand
den verstümmelten Block nur mit Mühe auf. Dass derselbe von der
Säule des Arcadius herrühre, davon überzeugte ihn besonders die bis
dahin nicht beachtete Decken-Verzierung jenes Vorgemachs mit dem
Aufgange zur Wendeltreppe. Hier entdeckte er nämlich neben griechischen
Kreuzen und andern Ornamenten »von schlechtem Geschmack« ein
A und E, die Anfangsbuchstaben des Arcadius und seiner Gemahlin
Eudoxia. Das Fussgestell war nach seiner Schätzung etwa 18 Fuss
hoch und der Säulenschaft an der Basis 12 Fuss dick, was, wie er
bemerkt, nach den Proportionen der dorischen Ordnung gut zu der
Höhe von 120 Fuss stimmte, die man der ganzen Säule zuschrieb77).
Eine ausführliche Beschreibung der ganzen Säule giebt Pierre
69) Glycas IV. p. 478. — Joel p. 40. — Leo Gramm. 104. — Zonar. XIII. 20.
70) Marcellin. Gom. ad a. 421. — Chron. Pasc. 01. 300, 2.
79 Theophan. in a. m. 6034.
72) Daselbst 6041. — Malal. XVIII. p. 484.
73) Theoph. 6232. — Niceph. GPtanus p. 66 B.
74) Jos, v. Hammer, Gonstantinopolis und der Bosporos. I. 184.
75) Cosimo Comidas de Garbognano, descrizione topografica dello stato presente
de Costantinopoli, Bassano 1794.
7S) Charles Pertusier, promenades pittoresques dans Gonstantinople et sur
les environs du Bosphore, Paris, 1815. I. 239.
77) Eine Abbildung dieser Buine bei Seroux d’Agincourt, histoire des arts par
les monumens. II. pl. 10.