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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Woltmann, Alfred: Ein Vertrag mit dem Maler Caspar Isenmann in Colmar
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0225

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A. Weltmann: Ein Vertrag mit dem Maler Caspar Isenmann in Colmar. 153
Schnitzereien werden als fertig vorausgesetzt, Meister Caspars Arbeit
ist aber die Vergoldung aller dieser Theile und die Ausführung von
Gemälden in Oelfarbe, ebenfalls mit Gold in den Gründen und an den
Figuren selbst »so weit das noth ist«. Die Zeit der Vollendung, zwei
Jahre, und der Zahlungsmodus werden festgetetzt, demzufolge dem
Meister bei Beendigung des Ganzen nur der Rest von drei Fünfteln
des Gesammtpreises von 500 Gulden verabfolgt wird und er sich für
das Uebrige mit Abzahlungen von 50 Gulden jährlich begnügen muss.
Die Gegenstände der Bilder werden aber nicht erwähnt; die sollen ihm
in der Folge genannt und angegeben werden, offenbar unter theolo-
gischem Beirath.
Man hat als Fragmente dieses im Jahre 1720 zusammengestürzten
Altars sieben Bilder des Museums in Colmar angesehen, die im Jahre
1795, dem damals aufgenommenen Inventar zufolge, aus dem St. Martins-
münster in die Bibliothek gekommen waren. Sie stellen dar: 1) Christi
Einzug in Jerusalem; 2) das Abendmahl; 3) Christus am Oelberg und
den Judaskuss; 4) Geisselung; 5) Dornenkrönung; 6) Grablegung;
7) Auferstehung. Alle sind in Oel auf Goldgrund gemalt, die Aussen-
seiten enthielten die Gestalten einzelner Heiliger, die aber sehr gelitten
haben und theilweise kaum mehr kenntlich sind. Auf den Rückseiten der
in unserer Aufzählung unter Nr. 3 und 5 genannten Tafeln ist, in zwei
Hälften zerlegt, die Jahrzahl 1465 zu lesen, was also nur um ein Jahr
später ist als der contractlich für die Vollendung jenes Altars fest-
gesetzte Termin. Dieser Umstand im Zusammenhänge mit der Her-
kunft der Bilder lässt es in der That als höchst wahrscheinlich erschei-
nen, dass sie einst Bestandtheile jenes im Jahre 1462 bei Caspar Isen-
mann bestellten Hochaltars gewesen. In künstlerischer Beziehung zeigen
diese Tafeln bereits den entschiedensten Einfluss der flandrischen Rich-
tung, eine kräftige, gesättigte Farbe, ein ernstes realistisches Gefühl
und ausdrucksvolle Köpfe. Bei lebhafteren Bewegungen kommt der
Künstler nicht über eine gewisse Steifheit hinaus, und an Schwung
fehlt es ihm gänzlich. Mit dem Kunstcharakfer Martin Schongauers,
der später in Colmar tonangebend wird, ist noch kein Zusammenhang da.
Meister Caspars brieff des molers über die toffel in sant
Martins münster.
Zewüssen das die Würdigen Erfamen Her Hannseman Grosse, Priester,
Cappelon der Styfft zu Sant Martin zu Golmer, und Peter Blotzheim 0, bürger

0 Im Texte steht Blotzhin, was wohl nur eine ungewöhnliche Abkürzung
ist. Blotzheim ist zugleich ein Ortsname im Elsass.
 
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