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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Braghirolli, Willelmo: Die Baugeschichte der Tribuna der S. Annunciata in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0332

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Willelmo Braghirolli:

Die mitgetheilten Dokumente sind der Mehrzahl nach Briefe des
Ludovico Gonzaga und Briefe des Pietro di Lapo oder auch genannt
Pietro del Tovaglia, eines vornehmen florentinischen Kaufmanns, mit
dem Ludovico in freundschaftlicher Beziehung stand und der in Florenz
für seine Interessen eintrat. Tovaglia’s Briefe sind kein leichtes Stück
Lectüre wegen der vielfachen, aber ohne Regel gebrauchten Abbrevia-
turen; doch hätte dies Herrn Francesco Faccioli, der diese Briefe
unter den Augen hatte, nicht so dunkel über ihren Inhalt lassen sollen,
dass er den Tovaglia als Architekten in die Baugeschichte der Tribuna
einführte.'

Gianfrancesco Gonzaga, der erste Marchese von Mantua, der Vater
Ludovico’s, hatte in seinem Testament vom 23. Sept. 1444 eine Summe
von 200 Dukaten der Kirche der Annunciata in Florenz angewiesen;
der Zweck der Schenkung war in folgenden Worten ausgesprochen:
»Volo et jubeo quod dentur ecclesiae Annunciatae in civitate Flo-
rentiae ducati ducenti et advertant mei fidei commissarii, quod expen-
dantur in fabrica illius ecclesiae seu in aliis quae sint et redundent ad
decorum ipsius ecclesiae« * 5).
Ludovico, der Sohn Gianfrancesco’s, war nicht bloss eifrig bedacht,
den letzten Willen seines Vaters zu erfüllen, er vergrösserte auch die
Summe und zwar anfänglich um 1200 Dukaten, dann um 2000 — welch
letztere Summe einem Guthaben gleichkam, das ihm die florentinische
Republik für geleistete Feldherrndienste noch schuldete. Das Erstere geht
hervor aus einem Briefe, welchen Ludovico an den Prior des Convents
der Annunciata richtete, worin er den Wunsch ausdrückt, zu erfahren,
ob die florentinische Republik einen Theil der Summe von 1200 Dukaten
auf Grund seines Guthabens dem Convente für den Chorbau bereits
ausbezahlt habe (vgl. Dok. L); das Letztere wissen wir aus einer von
Gaye (auszüglich) mitgetheilten Deliberation der florentinischen Signoria
(dat. 13. Nov. 1451), wornach Ser Baldassare als Bevollmächtigter
Ludovico’s dem frate Mariano vom Convent der Annunciata die Ein-
lösung der Schuldforderung Ludovico’s an den florentinischen Staat
überträgt6). Doch war man in Florenz keineswegs eilig mit der Aus-
zahlung dieser Summe; das bezeugt nur zu sehr der von Gaye mit-
8) Testamente» originale di Gianfrancesco Gonzaga. Arch. Gonzaga. R. VI.
n. 1. Ba 349.
6) Gaye, op. cit. I. pag. 238. Vgl. auch: II Santuario della SS. Annunciata
di Firenze. Guida storico-illustrativa compilata da un Religioso dei Servi di Maria.
Firenze 1876, pag. 278, doc. XXVII, v. 27. April 1453, und doc. XXXII vom
7. Sept. 1470.
 
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