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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Vögelin, Friedrich Salomon: Ergänzungen und Nachweisungen zum Holzschnittwerk Hans Holbins des Jüngeren
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0385

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Vögelin: Ergänzungen und Nachweisungen etc.

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dessen den richtigen Zusammenhang festzustellen. Diesen erkannte Herr
Dr. E. His, der mir — unabhängig von dem Mezgerischen Buche — schrieb:
»Es ist mir schon früher aufgefallen, dass in einer Lyoner Ausgabe der Vulgata
von 1520, welche »Expensis notabilis viri Antonii Koberger Nurenburgensis«
von Jean Marion gedruckt wurde und eine grosse Zahl Holzschnitte von Hans
Springinklee und andern deutschen Künstlern enthält, eine Anzahl Darstellungen
ziemlich genau mit denjenigen der Holbeinischen Icones über einstimmen, so
dass gar nicht bezweifelt werden kann, dass die einen den andern zum Vor-
bild gedient haben. Es sind namentlich die prophetischen Gesichte, welche in
den Icones überschrieben sind: Isaiae VI und XXXVIII, Ezechielis I, XL,
XLIII und XLVII, Danielis IIII, VII, VIII, XI. Nun habe ich neuerdings gefun-
den, dass mit verhältnissmässig wenig Ausnahmen die Holbeinischen Icones
durch das ganze Alte Testament hindurch fast sämmtlich die nämlichen Mo-
mente behandeln, wie jene Lyoner Bibel, so dass nahezu jedes der Holbeinischen
Bilder einem dieser, ohne Zweifel ältern, Bibel entspricht. Es ist dies wohl
weder Zufall, noch lässt es sich mit einer hergebrachten Bilderserie erklären
— denn es giebt ältere illustrirte Bibeln, bei welchen die Wahl der Momente
theilweise eine andere ist; — ich glaube vielmehr, dass Holbein den Auftrag
hatte, jene Bibel zum Vorbild zu nehmen. Bei einigen Bildern hat er sich
merkwürdig genau an diese Muster gehalten, z. B. bei dem von Kindern ver-
spotteten Narren Psalm LIL«
Diese der Lyoner Vulgata und Holbeins Icones gemeinsame Bilderfolge
finde ich nun zuerst in der
Biblia cum concorbantijs reteris ei noui feffamenft et sacrorum canonum:
nec non et abbittone in marginibus carietatis bwerforum fejtuum: ac etiam canoriL
bus antiquis quafuor euangeliorum infertis: et accentu omnium cocabulorum bifft*
cilium ftgnafo: fumma cum biligenfia reoifa cocrecta et emenbata.
Am Schluss: Biblia cum concorbantijs reteris et noui teftamenti necnon et
iuris canonici ac birerfitatibus tejtuum: canonibusque euangeliorum ac quibusbam
temporum incibentibus in margine pofitis et accentu ftngularum bictionum per
renerabilem patrem fratrem 2IIbertum caftellanum renetum orbinis prebicatorum ftu*
bioftffime reuifa correcta emenbata et ab inftar correctiffimorum ejemplarium tarn
antiquorum quam nouorum incontrata comparata et collata: ac per nobilem rirum
bominum fucamantonium be giunta ftorentinum biligenter Denetijs impreffa: £eo»
narbo Saurebano ferenifftmo Denetiarum Duce principante. feliciter ejplicit. 2Inno
bomini Xfl. D. ji. d. calenbas £aus Deo. In Quarto.
Am Anfang der Genesis steht ein Blatt, auf dem das Sechstagewerk in
sechs quadratischen Bildern dargestellt ist: dann folgt zum Beginn des Textes,
ebenfalls in Quadratform, Gott als Weltschöpfer von den Engeln umgeben, und
von Kapitel III an bis zum Schluss des Alten Testamentes 86 je 0,043 hohe und
0,073 breite Querbilder (untermischt mit einigen andern, ganz verschiedenen
Formates und Ursprunges). Diese 86 Bilder sind äusserst gering gezeichnet
und roh geschnitten. In einzelnen Fällen schliessen sie sich, wie bemerkt,
den Nürnberger Bildern an, im Uebrigen aber scheinen sie Italienischen Ur-
sprunges, womit auch die Italienische Form der Inschriften stimmt (PROPI-
CIATOR1O, GANDELERO, RE).
 
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