Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

DOI Heft:
Vögelin, Friedrich Salomon: Ergänzungen und Nachweisungen zum Holzschnittwerk Hans Holbins des Jüngeren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0410

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
338 Vögelin: Ergänzungen u. Nachweisungen z. Holzschnittwerk H. Holbeins d. J.
Zunächst ist wohl kein Zweifel, dass der Verleger, für welchen Holbein
die alttestamentlichen Bilder zeichnete und Lützelburger in Holz schnitt, die
Firma Trechsel in Lyon war. Zwar kennt Panzer nur Druckwerke eines
Johannes Trechsel Alemannus aus den Jahren 1489 (Woltmann I p. 226-: seit
1487) bis 1498, in welchem Jahre er starb — und dann die Druck- und Ver-
lagswerke der Gebrüder Melchior und Gaspar Techsel von 1532 an. Aber
den 23. Juni 1526 bezog Melchior Trechsel von Lyon aus dem Nachlass
Lützelburgers für Vorschüsse, die er diesem geliefert hatte, dessen »Formen«
d. h. Holzstöcke (Dr. E. His in Zahns Jahrbüchern III p. 165 f. — Wolt-
mann I p. 193 f.), und 1538 erschienen die Bilder zum Alten Testament in
der Lyoner Vulgata und in dem genannten Separatabzug, die beide bezeichnet
sind: Excudebant Melchior et Gaspar(d) Trechsel fratres.
Warum diese Bilder, die also 1531 vollendet waren, erst 1538 an die
Oeffentlichkeit gelangten, wissen wir nicht. Interessanter ist aber die Frage,
wie Holbein mit den Trechseln in Verbindung kam. Weltmann (I p. 226)
weist im Allgemeinen auf den fortwährenden Verkehr der Lyoner Buchdrucker
mit Deutschland »und namentlich mit Basel« hin, ohne übrigens für letztere
Behauptung Beweise beizubringen; und anderswo (p. 290) redet er von den
»geschäftlichen Beziehungen, die Holbein mit Lyon hatte«, welche ihn zu einer
Reise nach Südfrankreich veranlasst oder mit veranlasst haben sollen. — Wir
glauben umgekehrt, dass diese Reise für Holbein die Veranlassung für seine
Bekanntschaft mit der Firma Trechsel wurde. Schon Hegner hatte in seinem
Buch über Holbein (p. 140) auf einen Brief des Erasmus vom 3. Juni 1524
aufmerksam gemacht, worin dieser dem Pirkheimer schreibt: »Rursus nuper
misi in Angliam Erasmum bis pictum ab artifice satis eleganti. Is nie detulit
pictum in Galliam. Erst neulich wieder habe ich zwei Portraite von mir, von
einem sehr geschmackvollen Künstler gefertigt, nach England geschickt. Der-
selbe hat auch ein Bild von mir nach Frankreich gebracht.« Eine Spur Hol-
beins fand Jacob Burckhardt sodann in Bourges (Woltmann II p. 105). Endlich
ist es eine glückliche Combination Weltmanns, wenn er an das aus Amer-
bachs Nachlass stammende Bild des Erasmus im Basler Museum erinnert, das
nach der Aufschrift ins Jahr 1523 fallen muss, und das man am natürlichsten
als ein Geschenk des Erasmus an seinen Freund Amerbach auffasst. Amerbach
aber war vom Mai 1522 bis zum Mai 1524 in Avignon bei Alciati (Wolt-
mann I p. 290). So vereinigt sich denn Ahes aufs Ungezwungenste zu der
Annahme, dass Holbein im Jahr 1523 eine Reise nach Südfrankreich machte,
um Arbeit zu suchen und beiläufig einen Auftrag des Erasmus auszurichten.
In Lyon wandte er sich an die Deutschen Buchdrucker und erhielt von den
Trechseln den Auftrag, für eine neue Ausgabe der Vulgata die bekannte Serie
der Lyoner Vulgata Illustrationen umzuarbeiten. In welchem Sinn und bis
zu welchem Punkte Holbein diese Arbeit ausführte, haben wir nachgewiesen.
 
Annotationen