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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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von Schönherr, David: Bestellung und Ankauf niederländischer Tapeten durch Erzherzog Ferdinand. 1565-1567
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0412

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Dr. D. Schönherr: Bestellung und Ankauf niederländ. Tapeten

stuhls geschaffen, für sich erwerben. Hie und da schickte der fürst-
liche Besteller die nach seiner Angabe und seinem Geschmacke, sowie
für bestimmte Räumlichkeiten von eigenen Künstlern verfertigten Zeich-
nungen, »Patronen«, nach Brüssel oder Antwerpen, um die Tapeten
nach Vorlagen und eigenem Wunsche anfertigen zu lassen.
Erzherzog Ferdinand von Tirol, für alle Zweige der Kunst und
des Kunsthandwerks vom lebhaftesten Interesse erfüllt, hatte schon,
als er noch in Prag weilte, sein Augenmerk auf die niederländische
Teppichfabrication geworfen und eine Reihe solcher textiler Kunst-
prodncte zu erwerben versucht und auch in der That erworben. In
dieser Erwerbung stand ihm ein gewiegter Fachmann und Kenner zur
Seite, nämlich sein »Hoftapessier« Martin von Eyssere.
Von Eyssere, wahrscheinlichst selbst aus den Niederlanden an
den Hof Ferdinands gekommen, reiste im Auftrage des Erzherzogs im
August 1565 ebendahin, um verschiedene Teppiche anzukaufen oder
solche nach mitgebrachten Zeichnungen anfertigen zu lassen. Er kam
am 13. September in Antwerpen (»Antorf«) an und hielt sich daselbst
und in Brüssel bis 20. Mai 1567 auf1). Er hatte vom Erzherzog ein
Verzeichniss der »Historien« mitgebracht, welche Se. Durchlaucht auf
Teppichen dargestellt zu erhalten wünschte, ferner einige gemalte »Pa-
tronen« , nach welchen Teppiche angefertigt werden sollten. Die
Resultate seiner Nachforschungen und Bestellungen meldete der Hof-
tapessier in zahlreichen noch erhaltenen Berichten an Se. Durchlaucht
nach Prag, deren Inhalt ich hier kurz wiedergeben will. Sie sind
sämmtlich aus Brüssel datirt und an Erzherzog Ferdinand gerichtet.
15 65, September 19. berichtet er: er habe zu Antwerpen
überall nachgefragt, auch etliche Historien gesehen, wovon jedoch nur
zwei, die Historie von Salomon und die von der Susanna, indem
von fürst. Durchl. ihm mitgegebenen Verzeichnisse stünden. Die »Pa-
tronen, so zu Prag gemacht sein worden«, habe er zu Brüssel
»einem guten meyster, der die Tapesserey machen wierdt, verdingt«,
und zwar mit 4 Thalern per Ehe. Er sende ferner in der Anlage ein
Verzeichniss der Historien, die er sonst gesehen habe und »allerschön
und von gutem Zeyg gemacht sein, auch wohlfeil zu bekommen wrnren«2).
Se. Durchlaucht würden daran Gefallen haben und möchten ihm dess-
1) St.-Arch. A. VII. 37. Summary-Auszug aus M. v. Eyssere F. D. Tapessiers
übergebenen raittung.
2) Unterm 29. Sept, schickt er an den Erzherzog ein gleiches Verzeichniss,
jedoch mit beigefügten Preisen, daher wir es unter diesem Datum unten mittheilen.
Nur fehlen darin zwei im andern Verzeichniss angeführte Historien nämlich »dy
hystory von Herkules« und »dy hystory von Dycia und Sichern«.
 
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