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Repertorium für Kunstwissenschaft — 2.1879

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen*)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61799#0419

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen etc.

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Gegenstände desselben vorgenommen werden, welche nunmehr die eigene
„Sammlung mittelalterlicher und verwandter Gegenstände“ bilden. Zum Zwecke
der Benützung derselben hat Director Riegel einen raisonnirenden Katalog ver-
fasst und drucken lassen. Vor allem sind nun die kirchlichen Gewänder,
welche bisher fast unbekannt geblieben waren, zugänglich gemacht; darunter
befinden sich der radförmige Kaisermantel Otto’s IV., sizilianisch-sarazenische
Arbeit aus dem Anfänge des XIIL Jahrhunderts, 31 Messgewänder byzan-
tinischen, sarazenischen, italienischen, deutschen Ursprungs, 6 figurale Wollen-
stickereien auf Leinengrund, Klosterarbeiten des XV. Jahrhunderts u. a. m.
Von den kirchlichen und weltlichen Geräthen werden insbesondere das aus
dem Kloster Riddagshausen stammende, um 1200 entstandene Evangeliarium
mit Miniaturen und Initialen und auf dem Deckel eine fünftheilige Schnitzerei
aus Wallrosszahn, — das mit Runeninschriften versehene irische Reliquiar aus
dem VII. oder VIII. Jahrhundert, — das merkwürdige Elfenbeinreliquiar mit
der Personification des Jordan in der Darstellung der Taufe sowie der Sonne und
des Mondes, — Dürer’s Predigt Johannes des Täufers in Solenhofener Stein*),
— orientalische Elfenbeinhörner, — der Sattel Herzog Magnus II. aus der
Mitte des XIV. Jahrhunderts, — die sechs hölzernen bemalten sogenannten
Hochzeitsschüsseln aus dem XVI. Jahrhundert hervorgehoben. Im Ganzen
umfasst diese Sammlung jetzt 153 Nummern, wovon 54 auf die Textilarbeiten,
52 auf kirchliche, 21 auf weltliche Kunstwerke und Geräthschaften und 26 auf
Architektonisches kommen.
Nimes. Anfang Juni. In Gsell-Fels’ Südfrankreich (2. Auflage 1878)
wird nur der Gemäldesammlung gedacht, welche in der Maison Garree aufge-
stellt ist. Gerade diese besitzt von älteren Werken nichts von Belang, dagegen
enthält eine vor vier Jahren gegründete Gemäldegalerie, die im Bibliotheks-
gebäude untergebracht ist, eine Reihe von Gemälden italienischer, niederlän-
discher und deutscher Schulen, welchen ein hoher künstlerischer Werth zu-
gesprochen werden muss. Ein Katalog existirt noch nicht; so gedenke ich
hier nur einiger italienischer Werke, deren Urheber mir zweifellos erscheint.
Lorenzo di Gredi (Nr. 47); Maria mit dem Kinde und der hl. Katharina in
schöner Landschaft. Im Hintergründe auf der einen Seite der hl. Franciscus,
auf der anderen der kleine Johannes. Das Bild ist aus Lorenzo’s bester Zeit
und ausgezeichnet erhalten. Fr. Francia (Nr. 48): Maria mit dem Kinde und
dem hl. Johannes Evang., im Hintergrund Johannes d. T. Nr. 49: Maria mit
dem Kinde und dem kleinen Johannes, seitwärts das Brustbild des Donators,
ist ein dem Giovan Bellini sehr nahestehendes Bild. Nr. 50, Dom Ghirlandajo:
Rundbild. Maria betet knieend das Kind an, zu Häupten des letzteren kniet
der kleine Johannes, im Hintergründe anmuthige Landschaft. Es gehört zu
den liebenswürdigsten Tafelbildern dieses Meisters. Nr. 102, Atelierbild des
Andrea del Sarto (Puligo?): Maria kauert auf dem Boden, das Kind klettert

*) Jedenfalls kein Original Dürer’s. Vgl. Thausing, Dürer, S. 319. Anm.
d. Red.
 
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