Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

DOI Artikel:
Haendcke, Berthold: Mathias Rauchmüller, der Bildhauer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0103

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mathias Rauchmüller, der Bildhauer.
Von Berthold Haendcke.
Winckelmann1) schreibt bei einem Vergleiche zwischen den alten
und den neueren Künstlern über Rauchmüller: „Im Zärtlichen könnte
man behaupten, dass Bernini, Fiammingo, Le Gros, Rauchmüller und
Donner die Griechen selbst übertroffen haben.“ Der Altmeister der
deutschen archäologischen Forschung erweist Rauchmüller allerdings nach
unserer Auffassung eine zu grosse Ehre, wenn er ihn mit so hoch-
bedeutenden Bildhauern wie Bernini oder Duquesnoy in einem Athemzuge
nennt; trotzdem traf er mit seinem Urtheile in’s Schwarze. Rauchmüller
ist in der That vornehmlich befähigt gewesen, die zarten Empfindungen
der Menschen, die weichen Formen eines jungen weiblichen Körpers als
Bildner zu schildern. Er muss sich auch zu seinen Lebzeiten eines recht
grossen Ansehens erfreut haben. Rink bemerkt in seiner Geschichte
Leopold I2), bei Gelegenheit der Beschreibung der noch zu erwähnenden
Pestsäule: „Die grössten Künstler dieser Zeit, absonderlich der vortreffliche
Bildhauer Müller, haben daran gearbeitet.“
Mathias Rauchmüller wird in einem Manuscripte des Ferdinandeums
zu Innsbruck als ein Tiroler bezeichnet, da ihn Christian Kundmann’s3)
Promptuarium Uratislaviense als Urheber einiger Grabmäler in der
Magdalenenkirche zu Breslau bezeichnet. Nach Sperger’s4) Notata (ein
ebenfalls im Ferdinandeum bewahrtes Manuscript der ehemaligen Bibliothek
Tirolensis des Herrn di Pauli) habe er auch sehr schön gemalt und ge-
schnitten — wohl in Elfenbein; denn die fürstlich Liechtensteinsche
Bildergalerie besitzt noch zur Stunde einen prachtvollen Krug aus diesem
Materiale mit der Darstellung des Raubes der Sabinerinnen. Rauchmüller
schnitzte diesen Humpen im Jahre 1670.
Die ältesten bildhauerischen Arbeiten des Künstlers, die mir bekannt
6 Gedanken über die Nachahmung etc. II. pg. 63.
2) Gesch. Leopold des Grossen II. pg. 473.
3) Chr. Kundmann Promptuarium rerum naturalium et artificialium .... Ura-
tislaviae 1726, pg. 14 f fabricatori illius nomen fuit Mathias Rauchmüllerus,
isque e Tirolensi Comitatu ortus est. Aus diesem Werke stammen alle Angaben
anderer Bücher über die Abstammung des Künstlers.
*) cfr. Ilg. Fischer v. Erlach Wien. 1895. pg. 98.
 
Annotationen